theologie.geschichte


Titelband der Zeitschrift theologie.geschichte, Band 1 (2006)

 

 

 

 ISSN: 1862-1678

 

 

 

 

 

 

Blog-Beiträge

 

Das Losverfahren in der Kirche – Vergangenheit, Vorbehalte und Perspektiven

 
 

Das Losverfahren erlebt eine Renaissance – sowohl in der Politik als auch in der katholischen Kirche. Während Bürgerräte als Instrument direkter Demokratie diskutiert werden, gibt es erste kirchliche Experimente mit gelosten Gremien. Doch die Kirche hat eine lange, oft kritische Geschichte mit dem Losverfahren. Bei den ersten Jesus-Anhängern kam das Los etwa nach Darstellung in der Apostelgeschichte (Apg 1,15–26) bei der Wahl des Apostels Matthias zum Einsatz, setzte sich im Mittelalter eine ablehnende Haltung durch. Thomas von Aquin sah die Wahl kirchlicher Ämter als Werk des Heiligen Geistes, nicht des Zufalls. 1225 untersagte Papst Honorius III. das Verfahren endgültig. Dennoch sehen Hoff und Tasche Potenzial: Geloste Gremien könnten Beteiligung stärken und Machtkonzentrationen aufbrechen. Beispiele aus Paderborn und Köln zeigen, dass sie kirchliche Entscheidungen legitimieren könnten – vorausgesetzt, das Los bleibt methodisches Instrument und wird nicht als göttliche Fügung verstanden.

 

 
Veröffentlicht: 2025-03-19 Lesen Sie hier weiter ...
 

Eine verlorene Verbindung

 
 

Das Christentum hat sich seit seinen Anfängen bewusst vom Judentum abgegrenzt – eine Entwicklung, die nicht selten in offenen Antijudaismus mündete. In Jesus, Josefs Sohn. Der Messias als Tor des Bundes beleuchtet Wolfgang Treitler mit beispielloser Schärfe diese Distanzierung und ihre weitreichenden Folgen. Er zeigt, wie das Christentum eine Theologie entwickelte, die das Judentum ausgrenzte und entwertete, und wie die Beschlüsse des Konzils von Nizäa diesen Bruch zementierten. Paul Petzel hat Treitlers Buch für theologie.geschichte rezensiert und schreibt ihm weit mehr als eine historische Analyse zu: Es sei eine radikale Selbstbefragung des Christentums. Treitler macht deutlich, dass kirchliche Dogmatik über Jahrhunderte hinweg reale Gewalt legitimierte und damit auch die ideologischen Voraussetzungen für die Schoa mitprägte. Doch das Werk bleibt nicht bei der Kritik stehen: Es entwirft eine alternative Christologie, die Jesus als jüdischen Messias anerkennt und die jüdischen Wurzeln des Christentums wertschätzt – eine theologische Umkehr, die längst überfällig ist.

 

 
Veröffentlicht: 2025-03-12 Lesen Sie hier weiter ...
 

Zwischen Warnung und Zuversicht

 
 

Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 markiert eine historische Zäsur und leitet ein neues Zeitalter in Europa ein. Inmitten dieser Umbrüche widmet sich der Osteuropahistoriker Leonid Luks in "Warum scheitern russische Demokratien? Vergleichende Beobachtungen und Essays" der Analyse vergangener Demokratisierungsversuche in Russland. Trotz der düsteren Diagnose, die der Titel vermuten lässt, hält Luks an der Hoffnung auf eine demokratische Zukunft fest. Er zeigt, dass Russland nicht nur eine autoritäre Tradition besitzt, sondern auch immer wieder unterdrückte demokratische Impulse hervorbrachte. Anna Schor-Tschudnowskaja hat für "theologie.geschichte" Luks’ Buch rezensiert und betont, dass das Werk nicht nur eine historische Untersuchung, sondern auch eine politische Warnung an Demokratien ist – und zugleich ein Plädoyer dafür, Russlands Geschichte im gesamteuropäischen Kontext zu begreifen.

 

 
Veröffentlicht: 2025-02-25 Lesen Sie hier weiter ...
 

Auf dem Weg zur Versöhnung

 
 

Urszula Pękala hat kürzlich im Podcast der Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen ein ausführliches Interview zur deutsch-polnischen und deutsch-französischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben und die Rolle der katholischen Bischöfe der drei Länder eingehend beleuchtet.

 

 
Veröffentlicht: 2024-10-02 Lesen Sie hier weiter ...
 

Wechsel an der Spitze der Redaktion

 

Maximilian Plich, der bisher als studentischer Mitarbeiter in der Redaktion der Zeitschrift tätig war, ist ab dem 1. Oktober neuer Redakteur von theologie.geschichte ist.

 

 
Veröffentlicht: 2024-10-02 Lesen Sie hier weiter ...
 

Widerstands-Biographien und die Gefahr der Emotionalisierung

 
 

In aktuellen Veröffentlichungen zu Personen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus kann folgendes Problem beobachtet werden: Einerseits macht die emotionale und nahbare Darstellung diese Menschen unmittelbar zugänglich, andererseits werden quellenmäßig nicht belegte oder belegbare Aussagen getroffen und damit häufig die Grenze zur Fiktion oder zum historischen Roman überschritten. Dies gilt insbesondere dann, wenn den Personen gewissermaßen in den Kopf oder ins Herz geschaut wird. Dadurch entsteht der Eindruck, dass es ohne zureichende Quellen möglich sei, Inneneinsichten in das Denken und Fühlen der untersuchten Charaktere zu geben. Lesen Sie dazu drei kürzlich in theologie.geschichte erschienene Rezensionen von Publikationen zu Sophie Scholl, Paul Schneider und Alfred Delp

 

 
Veröffentlicht: 2024-10-01 Lesen Sie hier weiter ...
 

Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder

 
 

Dass SportlerInnen aufgrund von Diversitätskriterien diskriminiert werden, ist eine nach wie vor nicht überwundene Erfahrung. Im Nationalsozialismus führte dies für Juden zum Ausschluss aus ihren Sportvereinen, was letztlich nur ein erster Schritt vor weiteren Verfolgungen bis hin zur Ermordung war. In diesem noch weitgehend unbearbeiteten Feld hat Bernd Siegler in seiner Studie „Heulen mit den Wölfen. Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder“ Biografien von aus dem ‚Glubb‘ ausgeschlossenen Jüdinnen und Juden nachgezeichnet, um ihnen posthum ihren Platz im Verein als integralen Bestandteil seiner Geschichte zurückzugeben. Lesen Sie dazu die Rezension von Clemens Weißenberger.

 

 
Veröffentlicht: 2024-08-02 Lesen Sie hier weiter ...
 

Notwendige Quellenkritik der biographischen Darstellungen Willi Grafs

 
 

Die einflussreichen Zeitzeugenberichte des Klassenkamerads von Willi Graf und späteren Niederaltorfer Pfarrers Helmut Maria Gressung, die eine frühe Gegnerschaft Willi Grafs gegen den Nationalsozialismus belegen sollen, halten einer Quellenkritik nicht stand. Dies zeigt August H. Leugers-Scherzberg in seiner Miszelle Quellenkritik: Legendenbildung und Quellenmanipulation in biografischen Darstellungen Willi Grafs durch einen sorgfältigen Vergleich der Berichte Gressungs mit zeitgenössischen Quellen. Zudem zeigt er, dass Willi Grafs Schwester Anneliese in den ersten Veröffentlichungen zum Leben ihres Bruders Quellen systematisch verfälscht hat. Belegt wird dies in einem umfangreichen Anhang, in dem die veröffentlichten Quellen den Originalquellen gegenübergestellt werden.

 

 
Veröffentlicht: 2024-02-19 Lesen Sie hier weiter ...
 

Die Shoah im Comic

 
 

Bedeutet die Darstellung der Shoah im Comic einen unangemessenen Umgang oder bietet sie sogar Chancen zur Förderung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins und von Medienkompetenz? Lesen Sie dazu den Essay „Comics und Erinnerungskultur. Zur Thematisierung der Shoah in der sequenziellen Kunst“ von Véronique Sina, der sich mit verschiedenen Holocaust-Comics und der um sie geführten Debatte auseinandersetzt.

 

 
Veröffentlicht: 2023-10-24 Lesen Sie hier weiter ...
 

White Christian Nationalism

 

LGBTQ-feindliche, antifeministische und rassistische Standpunkte sowie ein überhöhtes Verständnis von Nation und Männlichkeit sind nicht nur Bestandteile eines religiösen, insbesondere auch evangelikalen Fundamentalismus, sondern auch eines politisch wirksamen „weißen christlichen Nationalismus“. Mit den Entwicklungen dieses Phänomens in Amerika und dazu erschienenen Publikationen setzt sich Björn Krondorfer in seiner Miszelle „White christian nationalism. A review essay“ auseinander.

 

 
Veröffentlicht: 2023-08-30 Lesen Sie hier weiter ...
 
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