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Menschsein heißt unterwegs sein – Biblisch-Theologische Perspektiven auf Migration |
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| Menschsein heißt unterwegs sein – Biblisch-Theologische Perspektiven auf Migration Migration ist etwas genuin menschliches und doch ein großer Streitpunkt in der aktuellen Politik. Inmitten hitziger Debatten und populistischer Schlagzeilen geraten die einzelnen Schicksale der Menschen dahinter leicht aus dem Blick. Der von Pierre Bühler, Verena Mühlethaler und Jacob Schädelin herausgegebene Sammelband „Migration in der Bibel und heute. Die Migrationscharta – biblisch erkundet“ versammelt Perspektiven aus unterschiedlichen Kontexten, die Migration anhand biblischer Texte neu beleuchten und wurde von Maria Häusl rezensiert. Die Migrationscharta, der die Einzelbeiträge des Bandes folgen, formuliert drei Grundsätze: Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität. Daraus leiten sich das Recht auf freie Niederlassung, Asylrecht und das Recht auf Existenzsicherung ab, die mit der Vision einer von Gastfreundschaft geprägten Willkommenskultur abschließen. Ausgehend von der Frage „Was würde sich verändern, wenn man davon ausginge, es sollten möglichst viele kommen können?“ werden ausgewählte Bibeltexte neu interpretiert, um die zentralen Motive der Migrationscharta sichtbar zu machen. Häusl empfiehlt den Band allen biblisch-theologischen Leser*innen, die neue Perspektiven auf Flucht und Migration suchen. Die vielfältige und anregende Auslegung biblischer Texte eröff-ne neue Blickwinkel auf Flucht und Migration, die mit aktuellen Debatten verknüpft sind. | |
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Veröffentlicht: 2025-08-21 |
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Lang verleugnete Opfer und die überfällige Sichtbarkeit für „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ |
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| Lang verleugnete Opfer und die überfällige Sichtbarkeit für „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ Lange wurden Menschen, die von den Nationalsozialisten als „asozial“ oder „Berufsverbrecher“ stigmatisiert und verfolgt wurden, vergessen. Während andere Opfergruppen bereits anerkannt waren, erfolgte die offizielle Anerkennung dieser heterogenen Gruppe erst 2020. Der von Frank Nonnenmacher herausgegebene Band „Die Nazis nannten sie ‚Asoziale‘ und ‚Berufsverbrecher‘. Verfolgungsgeschichten im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik“ will diese Erinnerungslücke schließen. Der Band verknüpfe kontextualisierende Analyse mit zwanzig persönlichen Verfolgungsgeschichten, von denen einige davon erstmals öffentlich erzählt werden. Besonders die Angehörigenperspektive gewähre laut Rezensent Sebastian Wenger tiefere Einblicke in die Kontinuität sozialrassistischer Ausgrenzung auch nach 1945. Die juristische und sozialhistorische Analyse von Julia Hörath zeige zudem, wie tief der Begriff „asozial“ in der deutschen Sozialgeschichte verwurzelt sei. Für Wenger ist der Band ein zentraler Beitrag zur Forschung und ein wichtiger Anstoß, eine bislang weitgehend vernachlässigte Opfergruppe endlich sichtbar zu machen. | |
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Veröffentlicht: 2025-08-12 |
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Ambivalenzen eines Heldensymbols – Martin Niemöller neu gelesen |
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 | Martin Niemöller gilt als Symbolfigur des protestantischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus, doch wie haltbar ist dieses Bild wirklich? Der Sammelband von Lukas Bormann und Michael Heymel „Martin Niemöller – Brüche und Neuanfänge. Beiträge zu seiner Biographie und internationalen Rezeption“ biete laut Rezensent Hendrik Niether eine vielperspektivische und kritische Annäherung an die umstrittene Persönlichkeit. Zwanzig Beiträge zeigen Niemöller als ambivalente Figur mit Widersprüchen und Unstimmigkeiten. Besonders hervorzuheben sei die kontroverse Gegenüberstellung unterschiedlicher Bewertungen. Michael Heymel deutet Niemöllers Entwicklung nach 1945 als Ausdruck eines Lernprozesses, hingegen charakterisiert Benjamin Ziemann diesen als einen fortbestehenden „habitualisierten Antisemiten“, dessen Lernbereitschaft er als „Legendenbildung“ bezeichnet. Der Band wolle dabei keine eindeutige Antwort geben, sondern Debatte ermöglichen und genau das sei seine Stärke. Auch die kulturwissenschaftliche Deutung Niemöllers als „postheroische“ Figur eröffne neue Horizonte für eine kritische Erinnerungskultur der Person Niemöllers. Der Sammelband lade dazu ein, Niemöllers Erbe und das der Bekennenden Kirche jenseits heroischer Narrative zu hinterfragen und als Herausforderung und Anstoß zur historischen Reflexion anzuregen. | |
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Veröffentlicht: 2025-07-28 |
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Die stille Gewalt in der Kirche - Wie spiritueller Missbrauch zerstört und warum wir endlich hinsehen müssen |
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 | Wenn seelsorgliche Begleitung nicht stärkt, sondern kontrolliert, kann oft unsichtbarer spiritueller Missbrauch entstehen. Die beiden Bände Selbstverlust und Gottentfremdung. Spiritueller Missbrauch an Frauen in der katholischen Kirche und Spirituellen Missbrauch verstehen. Wissenschaftliche Essays zu Selbstverlust und Gottentfremdung zeigen eindrucksvoll, wie real dieses Phänomen in kirchlichen Kontexten ist. Lucia Scherzberg hat die Bücher rezensiert und hebt besonders die veröffentlichten Erfahrungsberichte betroffener Frauen im ersten von Barbara Haslbeck, Ute Leimgruber, Regina Nagel und Philippa Rath herausgegebenen Band hervor, deren Worte kaum zusammenzufassen seien. Sie berichten von Isolation, emotionaler Manipulation und spiritueller Kontrolle. Der zweite Band, herausgegeben von Ute Leimgruber und Barbara Haslbeck, ordnet die Erfahrungsberichte des ersten Bandes wissenschaftlich ein. Dies geschieht unter anderem mithilfe von Konzepten wie dem der „epistemische Unterdrückung“, dem Blick auf sektenähnliche Gemeinschaften oder der Abgrenzung eines sach- von einem personenbezogenen Missbrauchsbegriff. Die beiden Bücher zeigen, dass spiritueller Missbrauch kein Randphänomen, sondern strukturell möglich und oft systemisch gedeckt sei. Für Verantwortungstragende in Kirche oder Theologie stellen sie eine gewinnbringende Lektüre dar. Aber auch Betroffene und Angehörige fänden in den Bänden eine Hilfestellung zur Auf- und Verarbeitung von spirituellem Missbrauch. | |
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Veröffentlicht: 2025-07-10 |
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Zwischen Aufarbeitung und Entlastung: Uta Grundmans Blick auf das Erbe ihres Großvaters |
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| Was kommt zu Tage, wenn die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zur Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte wird? In ihrem Buch Antisemitismus und Ambivalenz. Walter Grundmann und die „Entjudung“ des Christentums setzt sich Uta Grundman mit dem Wirken ihres Großvaters auseinander, dem spiritus rector des Eisenacher „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“. Rezensent Michael Weise erkennt die Originalität des psychoanalytischen Zugangs an, kritisiert jedoch die spekulative Argumentation, unbelegte Deutungen und die selektive Nutzung bestehender einschlägiger Forschungsliteratur. Besonders problematisch erscheint ihm die Darstellung Walter Grundmanns als Produkt eines fehlerhaften Systems, da bereits im Christentum selbst antisemitische und misogyne Tendenzen angelegt seien – eine Verschiebung, die zu einer apologetischen Entlastung und Leseart Walter Grundmanns nicht als handelnder Täter führen kann. | |
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Veröffentlicht: 2025-06-25 |
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Otto Dibelius neu gelesen: Zwischen kirchlicher Autorität und nationalkonservativer Engführung |
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| Zwischen differenzierter Analyse und apologetischer Verklärung verläuft ein schmaler Grat – besonders bei einer kritischen Betrachtung bedürfenden Persönlichkeit wie Otto Dibelius. Der von Lukas Bormann und Manfred Gailus herausgegebene Sammelband Otto Dibelius. Neue Studien zu einer protestantischen Jahrhundertfigur bietet laut Rezensent Erik Zimmermann eine kritische und zugleich ausgewogene Neubewertung dieser prägenden Figur des deutschen Protestantismus. Die 16 Beiträge aus Theologie, Geschichts- und Kulturwissenschaft beleuchten nicht nur Di-belius’ kirchliches Wirken, sondern auch seine autoritären, nationalkonservativen und antise-mitischen Haltungen. Zimmermann hebt die wissenschaftliche Sorgfalt und Vielfalt der Per-spektiven hervor – und sieht in dem Band einen wichtigen Beitrag zur kritischen Aufarbeitung protestantischer Zeitgeschichte. | |
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Veröffentlicht: 2025-06-12 |
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Vererbte Wunden - Warum das Gespräch über Schuld und Scham aktueller ist denn je |
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 | Angesichts wachsender gesellschaftlicher Spannungen und zunehmender antisemitischer Tendenzen gewinnt die Auseinandersetzung mit historischer Schuld und ihrer Wirkung auf nachfolgende Generationen neue Dringlichkeit. Das Buch Das transgenerationelle Erbe von Schuld und Scham von Peter Pogany-Wnendt, Elke Horn, Beata Hammerich, Erda Siebert und Johannes Pfäfflin bietet eine Analyse darüber, wie kollektive Traumata – insbesondere im Kontext des Holocaust – über Generationen hinweg weiterwirken. Rezensentin Anne-Katharina Neddens betont, dass das Buch eindrucksvoll zeige, wie emotionale Vermächtnisse in Familien und Gesellschaften wirken – und wie durch Dialog, Empathie und Anerkennung ein Weg zur individuellen und auch gesellschaftlich-politischen Heilung möglich wird. Ein starkes Plädoyer für eine reflektierte, zukunftsgerichtete Erinnerungskultur. |
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Veröffentlicht: 2025-06-11 |
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Das Losverfahren in der Kirche – Vergangenheit, Vorbehalte und Perspektiven |
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| Das Losverfahren erlebt eine Renaissance – sowohl in der Politik als auch in der katholischen Kirche. Während Bürgerräte als Instrument direkter Demokratie diskutiert werden, gibt es erste kirchliche Experimente mit gelosten Gremien. Doch die Kirche hat eine lange, oft kritische Geschichte mit dem Losverfahren. Bei den ersten Jesus-Anhängern kam das Los etwa nach Darstellung in der Apostelgeschichte (Apg 1,15–26) bei der Wahl des Apostels Matthias zum Einsatz, setzte sich im Mittelalter eine ablehnende Haltung durch. Thomas von Aquin sah die Wahl kirchlicher Ämter als Werk des Heiligen Geistes, nicht des Zufalls. 1225 untersagte Papst Honorius III. das Verfahren endgültig. Dennoch sehen Hoff und Tasche Potenzial: Geloste Gremien könnten Beteiligung stärken und Machtkonzentrationen aufbrechen. Beispiele aus Paderborn und Köln zeigen, dass sie kirchliche Entscheidungen legitimieren könnten – vorausgesetzt, das Los bleibt methodisches Instrument und wird nicht als göttliche Fügung verstanden. |
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Veröffentlicht: 2025-03-19 |
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Eine verlorene Verbindung |
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| Das Christentum hat sich seit seinen Anfängen bewusst vom Judentum abgegrenzt – eine Entwicklung, die nicht selten in offenen Antijudaismus mündete. In Jesus, Josefs Sohn. Der Messias als Tor des Bundes beleuchtet Wolfgang Treitler mit beispielloser Schärfe diese Distanzierung und ihre weitreichenden Folgen. Er zeigt, wie das Christentum eine Theologie entwickelte, die das Judentum ausgrenzte und entwertete, und wie die Beschlüsse des Konzils von Nizäa diesen Bruch zementierten. Paul Petzel hat Treitlers Buch für theologie.geschichte rezensiert und schreibt ihm weit mehr als eine historische Analyse zu: Es sei eine radikale Selbstbefragung des Christentums. Treitler macht deutlich, dass kirchliche Dogmatik über Jahrhunderte hinweg reale Gewalt legitimierte und damit auch die ideologischen Voraussetzungen für die Schoa mitprägte. Doch das Werk bleibt nicht bei der Kritik stehen: Es entwirft eine alternative Christologie, die Jesus als jüdischen Messias anerkennt und die jüdischen Wurzeln des Christentums wertschätzt – eine theologische Umkehr, die längst überfällig ist. |
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Veröffentlicht: 2025-03-12 |
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Zwischen Warnung und Zuversicht |
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| Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 markiert eine historische Zäsur und leitet ein neues Zeitalter in Europa ein. Inmitten dieser Umbrüche widmet sich der Osteuropahistoriker Leonid Luks in "Warum scheitern russische Demokratien? Vergleichende Beobachtungen und Essays" der Analyse vergangener Demokratisierungsversuche in Russland. Trotz der düsteren Diagnose, die der Titel vermuten lässt, hält Luks an der Hoffnung auf eine demokratische Zukunft fest. Er zeigt, dass Russland nicht nur eine autoritäre Tradition besitzt, sondern auch immer wieder unterdrückte demokratische Impulse hervorbrachte. Anna Schor-Tschudnowskaja hat für "theologie.geschichte" Luks’ Buch rezensiert und betont, dass das Werk nicht nur eine historische Untersuchung, sondern auch eine politische Warnung an Demokratien ist – und zugleich ein Plädoyer dafür, Russlands Geschichte im gesamteuropäischen Kontext zu begreifen. |
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Veröffentlicht: 2025-02-25 |
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