Brigitte Zuber
Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher (AKD) in
München und Kardinal Faulhaber [1]
Die Arbeitsgemeinschaft
katholischer Deutscher (AKD) war eine Organisation von kurzer
Lebensdauer. Daraus sollte jedoch nicht auf eine unbedeutende Rolle
geschlossen werden, wie das in weiten Teilen der kirchenhistorischen
Literatur vermittelt wird. Gerade die spezifische Funktion dieser
Organisation in den zwölf Monaten ihrer Existenz betrifft zwei
wesentliche Prozesse bei der Stabilisierung des NS-Regimes 1933 und
1934: die außenpolitische Isolierung zu überwinden und die
innenpolitisch noch prekäre Stellung zu festigen. Im September
1934 konnte sich die AKD wieder auflösen, sie hatte – nach den
Worten der Reichsparteileitung der NSDAP [2] – „in dem ihr
zugewiesenen Bereiche wirksam zu einer Versöhnung beigetragen“ und
wurde nun in deren Abteilung
für kulturellen Frieden übergeführt.
Die AKD hatte zwei institutionelle
Vorläufer, den Bund Kreuz und
Adler, initiiert von Vizekanzler Franz von Papen im April 1933,
und – was meist übersehen wird – die Katholische Vereinigung für nationale
Politik. Diese Organisation hieß in Süddeutschland
Katholische N.S.Vereinigung und formulierte kurz und bündig: „Das
Programm ist das des Nationalsozialismus. Hauptziele: 1. Erfassung des
kath. Volksteils für den Volksgedanken Adolf Hitlers, Einigung
aller kath. Deutschen in diesem Gedanken, Nutzbarmachung der im
deutschen Katholizismus ruhenden Kräfte für das
Riesenaufbauwerk“ usw. [3]
Kreuz
und Adler formulierte dasselbe Ziel mit nur geringfügig
anderen Worten. [4] Im
Oktober 1933 lösten sich die beiden
Organisationen zugunsten der Mitgliedschaft in der soeben
gegründeten AKD auf. Die Namensgebung „Arbeitsgemeinschaft
katholischer Deutscher“ stellte dabei keine Neuerfindung dar: Bereits
im Sommer 1931 hatte sich unter diesem Namen ein „extrem
reaktionärer Kreis des politischen Katholizismus“
zusammengefunden, dessen „Arbeitsausschuß sich aus Edgar von
Schmidt-Pauli vom Stahlhelm-Bund der Frontsoldaten (Stahlhelm), Carl
Freiherr von Schorlemer von der NSDAP und Georg Lossau von der
Katholischen Vereinigung für nationale Politik zusammensetzte“.
[5]
Der Spannungsbogen von Kreuz und
Adler zum Hakenkreuz-Emblem der AKD stellt symbolisch die
Richtung der Entwicklung im Jahr 1933 dar.
Die Literatur zur Katholizismusforschung bezeichnet die Mitglieder der AKD zumeist als „Brückenbauer“ zwischen Kirche und NS-Staat. Der Begriff wurde von Emil Ritter übernommen, der im März 1933 unter der Schirmherrschaft von Vizekanzler Papen den Bund Kreuz und Adler gründete und dessen Grundgedanken so formulierte: „Antiliberaler Katholizismus: Als Brücke zur nationalsozialistischen Weltanschauung“. [6] In der unten näher beschriebenen Zirkus-Krone-Veranstaltung in München beschworen die NS-Funktionäre Hans Dauser und Eugen Quadt: „Brücken wollen wir schlagen“. [7] Sie verbanden damit die Drohung, dass sich keiner „über die Folgen“ wundern müsse, „wenn er das Vaterland in unserer heutigen Not und Bedrohung im Stiche läßt“. [8]
Die bis heute übliche historiografische Übernahme des
Brückenbauer-Begriffs, den der nationalsozialistische
Stoßtrupp der AKD demagogisch instrumentalisierte, erweist sich
als problematisch und dient fast durchgängig einer Diminuierung,
Verharmlosung und Relativierung der AKD. Charakteristisch dafür
ist z.B. die Publikation Heinz Hürtens: Die Deutschen Katholiken
1918-1945. Darin urteilte der Autor über Kreuz und Adler: „Die
Mitgliederzahl blieb gering, von einem realen Einfluss auf den Ablauf
der Dinge findet sich keine Spur.“ [9]
Die AKD als Organisation
führte Hürten im Kapitel „Brückenbau?“ namentlich nicht
auf; so musste die AKD auch nicht als die personelle, organisatorische
und politische Fortsetzung von Kreuz
und Adler analysiert werden. Stattdessen unterteilte Hürten
verschiedene „Brückenbauversuche“, wobei er auch hier zu
Schlüssen kam wie: „Das Gebäude der Reichstheologie fiel bald
in sich zusammen und hinterließ kaum eine Spur.“ [11] Auf diese Weise kann
freilich die politische
Massenwirksamkeit der AKD in der für die NSDAP entscheidenden
Situation im Herbst 1933, messbar in Zahlen der Volksabstimmung und
„Wahl“, verstärkt durch höchste Würdenträger wie
Kardinal Faulhaber als Vertreter des Episkopats, im Dunkeln bleiben.
Gerne wird in der kirchenhistorischen Literatur zur AKD betont, dass
„diese ‚Brückenbauer’ eine kleine Minderheit sowohl im Klerus als
auch in der katholischen Laienschaft“ blieben. [12] Dabei wird
stillschweigend darüber hinweggegangen, dass die AKD gar keine
Massenorganisation sein sollte und der Gründer Franz von Papen es
ausdrücklich „nicht für wünschenswert [hielt], daß
Geistliche oder Ordensleute die aktive Mitgliedschaft der
Arbeitsgemeinschaft erwerben“. [13]
Das Mitteilungsblatt der AKD
betonte unmissverständlich: „Es kann nie deutlich genug
hervorgehoben werden, daß die Arbeitsgemeinschaft nicht
irgendeine einseitige Interessenvertretung kirchlicher oder staatlicher
Belange darstellt, die durch eine Massenorganisation wirksam und stark
gemacht werden soll, sondern es handelt sich hier um eine Art Amt, um
ein Gremium von Mitarbeitern, eben um eine tatsächliche
Arbeitsgemeinschaft, die von staatlicher politischer Seite eingesetzt
wurde, um für ein organisches Zusammenwirken von Kirche und Staat
zu sorgen. [...] Mitgliederversammlungen mit ‚Diskussionen’
gehören nicht in den Rahmen unserer Arbeit. [...] Den
Arbeitsausschüssen obliegt es, für das gesamte, weite Feld,
das sie zu erfassen haben, mit allen aus dem liberalen Zeitalter
übernommenen Ideen und Gewohnheiten endgültig zu brechen und
gerade in das Verhältnis von Kirche und Staat den Geist des
Dritten Reiches zu tragen, der wieder zu jener Ordnung der Rechte und
Pflichten führen soll, ‚die wir [...] als die von Gott eingesetzte
erkennen“. [14]
Die Aufgabenerfüllung der AKD wird im Folgenden vor allem an ihrer
öffentlich-propagandistischen Tätigkeit in München
dargestellt, aber auch an einigen mehr im Stillen erfolgten
Gleichschaltungsschritten der katholischen Presse und Vereine. Damit
existiert eine weitere Regionalstudie zur AKD, nachdem die von Remigius
Bäumer 1984 veröffentlichte Studie das Wirken der AKD im
Erzbistum Freiburg behandelte und Herbert Gottwald in seinen
lexikalischen Schriften auch viele schlesische Quellen auswertete.
Während in Freiburg Erzbischof Gröber als offener
Befürworter und Förderer der AKD spektakulär auftrat,
gestaltete sich die Beziehung Kardinal Faulhabers zur AKD mehr hinter
den Kulissen. Die kürzliche Freigabe der Tagebücher
Faulhabers im Erzbischöflichen Archiv München bot zusammen
mit den ebenfalls in Gabelsberger Stenografie geschriebenen
ergänzenden Notizblättern Faulhabers eine zwar schwer
erschließbare, dafür umso ergiebigere neue Quellengrundlage,
die in der vorliegenden Studie genützt wurde.
Die AKD und ihr öffentliches
Auftreten in München
Am 3. Oktober 1933 hatte die Reichsparteileitung der NSDAP
Gründung und Ziele der Arbeitsgemeinschaft bekanntgegeben:
„1. in dem katholischen Volksteil das deutsche Nationalbewußtsein
zu stärken, eine ehrliche, rückhaltlose Mitarbeit am
Nationalsozialismus zu vertiefen und zu vermehren, die Reihen aktiver
Kämpfer zu vergrößern;
2. im besonderen für ein klares Verhältnis zwischen Kirche,
Staat und NSDAP bis in die letzten Instanzen zu sorgen, [...] und alle
Störungsversuche im Keime zu verhindern.
Auf diese Weise soll trotz aller konfessioneller Grenzen die
völkische Einheit vertieft und ausgebaut werden und sollen die
katholischen Werte restlos dem Neubau des Reiches fruchtbar gemacht
werden.
Die Arbeitsgemeinschaft ist somit keine Massenorganisation [...]. Die
Reichsleitung besteht ausschließlich aus erprobten Kämpfern,
den Parteigenossen: Staatssekretär Hans Dauser, München;
Major a.D. Hermann von Detten, Berlin, und Regierungspräsident
Rudolf Zur Bonsen, Köln. Die oberste Leitung hat Vizekanzler von
Papen übernommen, zum Reichsgeschäftsführer wurde Dr.
Graf Thun, Berlin, bestellt.“ [15]
Dieser Graf Thun formulierte in der Zeitung Germania am 6.10.1933, warum man
gerade jetzt die AKD installierte: Sie „wurde in den Tagen
gegründet, da auf Wunsch des Führers für das ganze
Deutsche Reich eine neue große Welle der Werbung und der
Erziehung für den nationalsozialistischen Gedanken beginnen soll.
Ein Feldzug muß es sein, und die letzten Reste geheimer
Stützpunkte gegnerischen Geistes oder lauernder Zurückhaltung
müssen nun fallen.“ [16]
Der Begriff Feldzug und die
militärisch-aggressive Sprache stehen in hartem Gegensatz zur fast
harmlosen Bezeichnung „Brückenbauer“, unter denen die Aktivisten
der AKD in der katholisch-theologischen Fachliteratur verortet sind.
„Die Katholiken Münchens stehen zu Hitler“, so informierte der
Bayerische Kurier [17],
eine Zeitung des katholischen Pressvereins,
über die Großveranstaltung am 7. November 1933 im
Zirkus-Krone-Bau, mit der die AKD „zum ersten Mal im ganzen Reich in
die Öffentlichkeit trat“. [18]
Hauptredner war Eugen Quadt
[19], der im Juli von der
Bayerischen Volkspartei zur NSDAP
gewechselt war. [20]. Er
erläuterte: „Schneller als die
Gründer dieser Arbeitsgemeinschaft es damals erwarten konnten,
bietet sich nun anläßlich der Volksabstimmung und
Reichstagswahl am 12. November für sie eine gewaltige aktuelle
Aufgabe, um im Sinne des Führers Adolf Hitler, [...] im Sinne der
Gründer der Arbeitsgemeinschaft und nicht zuletzt im Sinne
mehrfacher Verlautbarungen unserer deutschen Bischöfe [...]
aufklärend zu den Katholiken Deutschlands zu sprechen.“
Die 3000 Teilnehmer wurden von Eugen Quadt und dem zweiten Redner, dem
Leiter der Versammlung Hans Dauser, auf die Volks- und
Schicksalsgemeinschafts-Ideologie eingeschworen. Noch nicht
überzeugte Katholiken sollten zu einem Bekenntnis für den
NS-Staat gewonnen werden. Zu diesem Zweck zitierte Quadt in aller
Breite die seit dem 23. März des Jahres erfolgten
bischöflichen Aufforderungen an die Katholiken zur „Treue
gegenüber der rechtmäßigen Obrigkeit“ und zur
lebendigen Mitarbeit für die Erreichung der „Ziele, die die neue
Staatsautorität für die Freiheit unseres Volkes erstrebt“.
[21] Stürmischen
Beifall bekam er, als er die Frage des
Gehorsams an die nationalistische Kriegsbegeisterung des August 1914
koppelte, als es „für jeden Deutschen selbstverständlich war,
für das Vaterland die Waffen aufzunehmen. Dem Führer antworte er, daß wir
gewohnt sind, als Katholiken Gehorsam
zu üben [...].“ [22]
In Wichs und mit ihren
Fahnen marschierten unter den Klängen des Badonviller-Marsches,
gespielt von der SA-Kapelle Freimann mit Dirigent Wutz, sämtliche
katholische Studentenkorporationen durch ein SS-Spalier in den Zirkus
ein. Als „Symbol der Einheit der Stände und der engen
Verbundenheit von Akademiker und Arbeiter“ wehten die Fahnen der
NS-Betriebsorganiationen.
Pünktlich zum 12. November 1933 druckte der offizielle
Münchener Kirchenanzeiger den Aufruf der AKD ab – ein Politikum.
[23]
Der bayerische Episkopat rief zur Volksabstimmung mit den Worten auf:
„Die Katholiken bekennen damit aufs neue ihre Treue zu Volk und
Vaterland und ihr Einverständnis mit den weitschauenden und
kraftvollen Bemühungen des Führers, dem deutschen Volk die
Schrecken eines Krieges und die Greuel des Bolschewismus zu ersparen,
die öffentliche Ordnung zu sichern und den Arbeitslosen Arbeit zu
beschaffen.“ [24] Dieses
bischöfliche Bekenntnis ging weit
über den im „Stimmzettel“ verlangten Text hinaus:
Im Gegensatz aber zum Aufruf der AKD betonten die Bischöfe: „Was
dagegen die Abstimmung zur Reichstagswahl [...] betrifft handelt es
sich dabei um eine parteipolitische Frage, die wir mit Rücksicht
auf [... das] Reichskonkordat[s] dem freien Ermessen und Gewissen der
Wahlberechtigten überlassen.“ [25]
Nun war diese
parteipolitische Enthaltsamkeit des Episkopats angesichts seines
politisch eindeutigen und feierlichen Bekenntnisses nicht bloß
wirkungslos: sie unterstützte die Pseudolegalität der NSDAP.
Der Völkische Beobachter
beschwor noch am letzten Tag der Abstimmung: „Wahlgang im Kloster:
Alles muß sich die Hand reichen zu gemeinsamem Tun“, und der
Nazi-Schriftsteller und spätere Präsident der
NS-Reichsschrifttumskammer Hanns Johst kommentierte die Wahlfreude der
Katholiken: „Statt Wahlgang – Wallfahrt!“ Das Ergebnis wertete das
Blatt mit Schlagzeilen wie z.B.: „40 Millionen Nationalsozialisten
[...] Endlich ein geeintes Volk“.
Auch der Bayerische Kurier feierte ein „einzig dastehendes
Vertrauensvotum“, ein „überwältigendes ‚Ja’“.
Das Ergebnis der vier Großveranstaltungen der AKD – der
Münchner Versammlung im Zirkus-Krone-Bau waren Kundgebungen in
Berlin, Paderborn und Köln gefolgt – fasste das Mitteilungsblatt
der AKD zusammen: „Unsere Forderung nach einem klaren,
rückhaltlosen Bekenntnis zum Führer und zum Dritten Reich
fand überall stürmischen Beifall. [...] Das Wahlergebnis vom
12. November hat freilich die kühnsten Erwartungen
übertroffen, und wir können immer wieder mit Stolz darauf
hinweisen, daß gerade rein katholische Gegenden in
unerhörter Geschlossenheit sich zu den Gedanken bekannten,
für die die AKD sich eingesetzt hat, und für die sie
kämpft.“ [26]
Die Haltung Kardinal Faulhabers zur
AKD
Im Tagebuch Kardinal Faulhabers wird der AKD-Vorläuferbund Kreuz und Adler das erste Mal am 1.
Juni 1933 erwähnt. Der Papen-Kreis wollte in München eine
Süddeutsche Landesstelle gründen. Dazu wurde Faulhaber im
Auftrag Papens von Dr. Josef Himmelreich [27] um sein
Einverständnis gefragt. Seine Antwort: „Ich erkläre für
alle Zukunft: Ich achte Papen sehr hoch, aber aus dem Politischen soll
man mich draußen lassen. [...]“ [28]
Die ablehnende Antwort Faulhabers war ambivalent: mit dem formalen
Argument, das sei politisch, umschiffte er eine inhaltliche
Stellungnahme.
Deutlicher noch zeigte sich ein Monat später die nur scheinbare
Abneigung Faulhabers gegenüber „dem Politischen“, als der
Regensburger Geistliche Imlohn bei Faulhaber brieflich anfragte: „Der
Unterzeichnete ist von der Reichsleitung der zu Ende des Jahres 1931 in
Berlin gegründeten ‚Kath. Vereinigung für nationale Politik’
mit der Organisationsleitung für Süddeutschland – Bayern,
Württemberg, Baden, Pfalz – beauftragt und zum süddeutschen
Bezirksführer der ‚Kath. nat.soz. Vereinigung’, süddeutsche
Gruppe der ‚Kath. Vereinigung für nationale Politik’ ernannt
worden. Ich habe den Auftrag pflichtgemäß vorerst
angenommen, jedoch unter der stillen Voraussetzung, daß unsere
kath. nat.soz. Bewegung durch die süddeutschen Bischöfe keine
Ablehnung erfährt [...]. Bevor ich meine Organisationsarbeit
beginne, wäre ich für baldige gütige Bekanntgabe der
Einstellung Eurer Eminenz zu der Bewegung sehr dankbar. [...]“ [29]
Faulhaber antwortete sogleich: „Aus der freundlichen Zuschrift, die Sie
als Bezirksführer der Kath. Nat.-Soz. Vereinigung [...] an mich
gerichtet haben, entnehme ich mit Genugtuung, daß Sie ‚in erster
Linie als Katholik, in zweiter Linie als Nationalsozialist’ sich
fühlen und daß auch die übrigen Träger Ihrer
Bewegung überzeugte Katholiken sind. Ich fühle mich heute
schon an [...] das Reichskonkordat gebunden und kann deshalb für
die politische Arbeit keine Ratschläge, noch weniger
Führungslinien geben. Ich bin aber innerlich davon überzeugt,
daß die von Ihnen geführte Bewegung ihren Weg machen und
viele Katholiken, die heute politisch entwurzelt sind, auffangen wird.“
[30]
Mit den politisch entwurzelten Katholiken konnte Faulhaber nur die
Anhänger der Bayerischen Volkspartei (BVP) meinen, die durch die –
gerade eine Woche zuvor am 4.7.1933 erfolgten – Selbstauflösung
der Partei ihre politische Verortung verloren hatten. Und die sollten
also jetzt ausgerechnet in einer „katholischen nationalsozialistischen
Vereinigung“ aufgefangen werden.
Bekanntlich zeichnete für die Selbstauflösung der BVP Graf
Eugen Quadt verantwortlich, doch der ausschlaggebende, unmittelbar
schärfste kirchlich-autoritäre Druck auf die BVP ging von
Kardinal Faulhaber aus:
Der Graf [31] ging bei
Kardinal Faulhaber ein und aus. Im Juni 1933
berieten die beiden mehrfach, wie sich die BVP gegenüber der
Erwartung der NSDAP, sich selbst aufzulösen, verhalten solle.
Während Quadt zögerte: „Das können sie uns nicht
zumuten, es gibt doch auch eine Ehre, das Volk würde es nicht
verstehen“, beendete Faulhaber ultimativ die Debatte: „Mein
Schlusswort: Sich selber auflösen und sich auf eine
berufsständische Erfassung der Bauern einstellen. Der
Parteienstaat ist erledigt und bleibt erledigt – also dann haben die
Parteien keinen Sinn mehr.“ [32]
Damit erwies sich Faulhaber als
Vollender eines der wichtigsten parteipolitischen Ziele der
Vorläuferorganisationen der AKD, nämlich der "Schwächung
des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei"[33].
Auch im Gespräch mit dem Vorsitzenden der AKD, Hans Dauser,
betonte Faulhaber seine durch Predigten und Ansprachen schon bekannte
ablehnende Haltung gegenüber Parlament und Demokratie. So notierte
Faulhaber den harmonischen Wortwechsel in seinem einstündigen
Gespräch mit Dauser am 22.2.1934: „Gegen das Parlament, wo er seit
1928 war, ein Parteiengezänk. Ich: Nach dem italienischen
Konkordat habe ich in der Predigt gesagt: War nur möglich ohne
Parlament.“ [34] Dauser
wurde in der Münchner Presse hoch
gelobt: „Der alte Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung
bekannte sich mit Stolz zu denen, die am 9. November vor 10 Jahren mit
dabei sein durften; der 9. November sei ein heiliger Tag. Dem Herrgott
sei Dank, daß mit einem Schlage der Parteienstaat zerschlagen und
der Volksstaat geschaffen worden sei.“ [35] Er rühmte sich,
dass er „seit seinem im Jahre 1921 erfolgten Eintritt in die Partei bis
heute in nicht weniger als 3727 Versammlungen für die Idee Adolf
Hitlers gekämpft“ habe. [36]
Dauser war einer der wenigen
Duz-Freunde des Gauleiters von München-Oberbayern Adolf Wagner,
mit dem er von 1928-1933 in der NS-Landtagsfraktion das Feld der
sozialen Demagogie beherrschen lernte; im April 1933 übernahm
Dauser die Leitung der Abteilung „Arbeit und Fürsorge“ im
Bayerischen Wirtschaftsministerium und Ende Juni 1933 kommissarisch das
Wirtschaftsministerium.
Am 1.3.1934 meldeten die Tageszeitungen: „Volle Übereinstimmung
zwischen Staatssekretär Dauser und Kardinal Faulhaber über
die Ziele der Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher“.
Faulhaber vertraute Dauser – und beteuerte es diesem immer wieder. So
im Februar 1934 bei Besuch und Gegenbesuch: „Zuerst Handaufheben, dann
Händegeben. Heute Vertrauen. [...] Heute nichts den Bischöfen
schreiben. [...] Ich erkläre: Wie ich seinem Neffen sagte,
wirklich [...] Vertrauen zu ihm habe, so auch ihm – er hatte es von
Gigl gehört, dass ich Vertrauen auf ihn habe. Ich spreche ihm mein
Vertrauen aus – ich würde mich immer freuen, wenn er komme.“
[37]
Auf der Grundlage dieser vertrauensseligen Gespräche gelang es
Dauser insbesondere, den katholischen Pressverein mit seinen vielen
Zeitungen [38]
vereinsrechtlich abzuwickeln und dessen Rest in den
dafür zu gründenden St. Michaels-Bund zu
überführen: Sechs Wochen nach den oben erwähnten
Pressemitteilungen suchte Dauser den Kardinal überraschend auf:
Unter fadenscheiniger Begründung verlangte er Faulhabers
Einverständnis für eine interne Untersuchung des katholischen
Pressvereins. Der Kardinal gab sie – „alles im Namen der Sauberkeit“
[39], und Dauser als
Vorsitzender der AKD nützte dies, um sich
innerhalb von zwei Tagen putschartig selbst als Vorstand des
Pressvereins zu installieren und dessen Abwicklung einzuleiten. Von den
Plänen, den Pressverein zu einem bloßen Bücherbund zu
stutzen, wusste Faulhaber aber schon im August 1933: durch Graf Quadt!
[40]
Wer bisher glaubte, dass Kardinal Faulhaber mit der AKD nichts oder
höchstens als offizielle, quasi diplomatische Anlaufstelle zu tun
gehabt hätte, wird durch seine stenografischen Notizen eines
Besseren belehrt. So beriet sich Faulhaber mit Graf Roderich Thun, dem
Reichsgeschäftsführer der AKD, sogar darüber, wer das
Spitzenpersonal der Arbeitsgemeinschaft bilden solle.
Nachdem Graf Thun die Person Hans Dauser für den Vorsitz der AKD München nicht ganz optimal befand, schlug Faulhaber also den stellvertretenden Sonderbevollmächtigten der Obersten SA-Führung bei der Regierung von Oberbayern, Alarich Seidler, den er „sehr hoch schätze“, vor.
Seidler war bereits 1922 der NSDAP und der SA beigetreten und schon
früh Funktionär der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt,
also auch auf einem Gebiet, das unter dem Oberbegriff „Soziale
Fürsorge“ recht harmlos klingen und eine Nähe zur
christlichen Nächstenliebe vorspiegeln konnte.
Der von Faulhaber hochgeschätzte Seidler legte bereits 1933
Zeugnis für die menschenverachtende Praxis der NS-Fürsorge
ab. Als Leiter des bayerischen Winterhilfswerks 1933/34 verfügte
er unter dem Titel „Bekämpfung des Bettelunwesens“, „daß mit
Hilfe von S.A. und S.S. jeder Bettler „sofort in Schutzhaft zu nehmen
[...]“ war. Sollte „die festgenommene Person irgendwelche
öffentliche Unterstützung in Anspruch“ nehmen, „so erfolgt
unbarmherzig und ohne jede Rücksicht die Einlieferung in ein
Konzentrationslager.“ [42]
Als Anfang 1934 Seidler den Landesverband für Wander- und
Heimatdienst übernahm, ein landesspezifisches Modell der
Zwangsfürsorge im bayerischen Innenministerium, baute er ein
besonders aggressives Zwangsprogramm gegen Wohnungslose und alle
weiteren als „Asoziale“ Bezeichneten aus. In vielen vertraulichen
Gesprächen bei gegenseitigen Besuchen tauschte sich Kardinal
Faulhaber mit dem SA-Sturmbannführer aus und spendete
großzügig an diesen, hatte doch, so Faulhaber 1935 ganz
ergriffen: „Das deutsche Volk [..] im Winterhilfswerk seinen Opfergeist
in weltgeschichtlicher Größe bekundet [...]“. [43]
Als der Kapuzinerpater Walther Emmert, Guardian (bei Faulhaber:
Quardian) von St. Josef in München, am 7.11.1933 Faulhaber um Rat
fragte, wie man sich gegenüber der Arbeitsgemeinschaft
katholischer Deutscher verhalten sollte, da man sie für eine
„Abart der Deutschen Christen“ hielte, da wiegelte der Kardinal ab:
„Dienstag, 7. Nov. [...] Nego, Papen meint es gut, fragt die Bischöfe nicht vorher [...],
nimmt keine Geistlichen auf nach Konkordat, und um nicht in den
Verdacht eines getarnten Zentrums zu kommen. [...]“ [44]
Faulhaber stand auch einem der wichtigsten AKD-Programmatiker, dem
Dogmatiker Michael Schmaus, sehr nahe.
Schmaus verfolgte in seiner berüchtigten Münsteraner Rede am
11. Juli 1933 das erklärte Ziel, „die geistigen Grundlagen der
nationalsozialistischen Weltanschauung zu würdigen“,
veröffentlicht in der AKD-Schriftenreihe „Reich und Kirche“.
[46] Kurz darauf empfahl
Faulhaber der Katholischen
Korrespondenz
Friedrich Muckermanns: „Als Predigt oder Rede für nationale
Gelegenheiten würde sich zum Beispiel die Rede von Professor Dr.
Schmaus religiös-seelsorgerlich umarbeiten lassen.“ [47]
Ein Dossier aus dem Reichssicherheitshauptamt (ohne Datum,
vermutlich Ende 1936) mit dem Titel „Die neue Taktik des politischen
Katholizismus“ behandelt die AKD unter dem Generalverdacht des
„Machtstreben[s] der römischen Kirche“, das „von Anfang an die
Taktik, sich seinem Gegner scheinbar anzupassen und ihn dann
planmässig zu überwinden“, kenne. In einer Liste wurden
katholische Geistliche, „die zielbewusst den Anpassungsweg beschritten
und in die Partei eintraten (Anl. 1)“ [48], darunter Michael
Schmaus, namentlich genannt. Diese Geistlichen wären „durchweg als
Aussenseiter betrachtet, sorgfältig beobachtet und in den
bischöflichen Ordinariaten und am Vatikan karteilich registriert“
worden. [49]
Quelle: Barch 58/5715, Bl. 1798-99.
Aus der Perspektive der Autoren aus dem Reichssicherheitshauptamt
stellte der Versuch der AKD, „die katholische Kirche und
Nationalsozialismus aneinander an[zu]passen“, nur eine – wenn auch
moderate – Kampfmethode gegen den Nationalsozialismus dar. So
erhält ihre Feststellung über die Auflösung der AKD nach
bereits einem Jahr unter dem Tenor „Alle Versuche misslangen jedoch“
[50] nur das Pendant zur
oben genannten verharmlosenden
Kommentierung durch die Apologeten unter den Kirchenhistorikern.
Michael Schmaus musste nach 1945 bei seinem Spruchkammerverfahren
erleben, dass seine in der AKD-Reihe „Reich und Kirche“
veröffentlichte Rede von der amerikanischen
Militärbehörde weder als harmlos noch als gegen den
Nationalsozialismus gerichtet verstanden wurde:
Nachdem Schmaus im Herbst 1945 mit Unterstützung Kardinal
Faulhabers einen Ruf an die Universität München erhielt,
wurde er am 13.11.1946 bei der Überprüfung der Beamten und
Professoren mit der Begründung seiner Zugehörigkeit zum
Nationalsozialistischen Fliegerkorps und seiner Veröffentlichung
in der AKD-Schriftenreihe entlassen. In Rosenheim, wo Schmaus
anschließend seelsorgerlich im Auftrag Faulhabers tätig
wurde, stufte ihn die Spruchkammer am 23.5.1947 als „nicht betroffen“
ein. Der öffentliche Kläger (Berufungskammer für
Oberbayern) legte dagegen am 17.6.1947 Berufung ein und beantragte die
Einstufung in die Gruppe der „Belasteten“. Aufgrund einer Intervention
des Ordinariats des Erzbistums München und Freising nahm der
Generalkläger beim Kassationshof München am 14.10.1947 die
Berufungsklage zurück. [51]
Doch hiergegen schritt nun die
amerikanische Militärregierung ein. Sie beanstandete das
Rosenheimer Urteil vom 23.5.1947, „indem sie in der Schrift
‚Begegnungen zwischen katholischem Christentum und
nationalsozialistischer Weltanschauung’ den Tatbestand der wesentlichen
Förderung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der
Vergiftung der Jugend an Geist und Seele verwirklicht fand“. [52]
Wieder schaltete sich das Ordinariat ein.[53]
Die Militärregierung zog ihre Beanstandung nicht zurück, aber
die Spruchkammer Rosenheim-Stadt bestätigte am 31.12.1948 ihren
Freispruch von 1947.
Hatte Faulhaber die Schrift von Schmaus 1934 für „nationale Gelegenheiten“ „religiös-seelsorgerlich umarbeiten lassen“, veranlasste sein Ordinariat 1948 die Ummünzung der Schrift in ein angebliches „Grundprinzip“ der Demokratie „Freie Bahn dem Tüchtigen“.
Fazit:
Die AKD war bewusst keine Massenorganisation, sondern ein
absichtsvoll gewählter elitärer Zusammenschluss von
nationalsozialistischen Funktionären, denen eine Reihe
katholischer Geistlicher und Theologen propagandistisch zuarbeitete.
Sie entfaltete ihre Wirksamkeit in Massenkundgebungen, mit denen sie
insbesondere im Herbst 1933 die Stellung der NSDAP innen- und
außenpolitisch festigte.
Neben dem öffentlichen Auftreten erzielte sie die Gleichschaltung
der katholischen Presse, wobei in Bayern der katholische Pressverein
liquidiert und in einen bloßen Bücherbund verwandelt wurde.
Die bischöfliche Unterstützung der AKD beschränkte sich
nicht auf die Förderung durch den Freiburger Erzbischof
Gröber. Kardinal Faulhaber war für die AKD hinter den
Kulissen nicht minder wirksam.
Die metaphorische Kennzeichnung „Brückenbauer“ für die
Funktionäre und Anhänger der AKD ist ein irreführender
Ausdruck. Er trifft nur im umgekehrten Sinne auf Kardinal Faulhaber zu,
der dem nationalsozialistischen Stoßtrupp wesentliche
legitimatorische Brücken baute.
Quellen:
Bundesarchiv Berlin, DS A 0043 (Robert Linhardt); PK E 0219 (Josef
Himmelreich).
Bundesarchiv Berlin, R 58 / 5715 „Die neue Taktik des politischen
Katholizismus“.
Erzbischöfliches Archiv München-Freising (EAM), NL Faulhaber.
Ludwig Volk (Bearb.), Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917-1945 –
Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, I und
II, Mainz 1975 und 1978.
Staatsarchiv München, SprkA: K 258 (Hans Dauser); K 710 (Josef
Himmelreich), K 3932 (Michael Schmaus).
Literatur:
Altgeld, Wolfgang: Rassistische Ideologie und völkische
Religiosität, in: Karl-Joseph Hummel und Michael Kißener, Die Katholiken und das Dritte Reich.
Kontroversen und Debatten, Paderborn 2009, S. 63-82.
Bäumer, Remigius: Die „Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher“
im Erzbistum Freiburg. Der Versuch eines „Brückenschlags“ zum
Nationalsozialismus, in: Freibuger
Diözesan-Archiv Bd. 104 (1984), S. 281-313.
Brauer, Theodor: Der Katholik im
neuen Reich. Seine Aufgabe und sein Anteil, München 1933.
Breuning, Klaus: Die Vision des
Reiches. Deutscher Katholizismus zwischen Demokratie und Diktatur
(1929-1934), München 1969.
Denzler, Georg: Widerstand ist nicht
das richtige Wort. Katholische Priester, Bischöfe und Theologen im
Dritten Reich, Zürich 2003.
Dust, Martin: „Unser Ja zum neuen
Deutschland“. Katholische Erwachsenenbildung von der Weimarer Republik
zur Nazi-Diktatur, Frankfurt am Main 2007 (Studien zur
Bildungsreform, Hg. Wolfgang Keim, Band 49), zugleich Dissertation,
Paderborn 2006.
Gottwald, Herbert: Arbeitsgemeinschaft Katholischer Deutscher (AKD)
1933-1934, in: Fricke, Dieter / Fritsch, Werner / Gottwald, Herbert /
Schmidt, Siegfried / Weißbecker, Manfred (Hg): Lexikon zur Parteiengeschichte. Die
bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände
in Deutschland (1789-1945), Band 1, Leipzig 1983, S. 118-123.
Gottwald, Herbert: Bund katholischer Deutscher „Kreuz und Adler“ (BkD)
1933, in: Ebd., S. 348-350.
Hürten, Heinz: Deutsche
Katholiken 1918-1945, Paderborn 1992.
Hummel, Karl-Joseph / Kißener, Michael: Die Katholiken und das Dritte Reich.
Kontroversen und Debatten, Paderborn 2009.
Marschler, Thomas: Karl Eschweiler
1886-1936. Theologische Erkenntnislehre und nationalsozialistische
Ideologie, Regensburg 2011.
Moenius, Georg: Kardinal Faulhaber,
Wien-Leipzig 1933.
Scherzberg, Lucia: Kirchenreform mit
Hilfe des Nationalsozialismus. Karl Adam als kontextueller Theologe,
Tübingen 2001.
Schmaus, Michael: Begegnungen
zwischen katholischem Christentum und nationalsozialistischer
Weltanschauung, Münster 1934.
Siegele-Wenschkewitz, Leonore: Nationalsozialismus
und Kirche. Religionspolitik von Partei und Staat bis 1935,
Düsseldorf 1974 (Tübinger Schriften zur Sozial- und
Zeitgeschichte 5).
Anmerkungen:
[1] Der Aufsatz ist die
erweiterte Fassung meines Vortrags auf der
Tagung der Evangelischen Akademie in Tutzing („Katholiken, Protestanten
und die ‚Machtergreifung’“) am 3.3.2013: „Den NS-Staat ‚mit den ewigen
Werten der katholischen Kirche’ versehen: Die Arbeitsgemeinschaft
katholischer Deutscher (AKD) in München.“ Die erste Anregung zur
Beachtung dieses Themas kam von Antonia Leugers, der ich dafür
danke.
[2] Dokument
„Auflösung der Arbeitsgemeinschaft katholischer
Deutscher. Eine Erklärung der Reichsparteileitung der NSDAP“,
20.9.1934, zitiert nach Klaus Breuning, Die Vision des Reiches, S. 343.
[3] Programmzettel, o.D.,
in: EAM,
NL Faulhaber, 7301.
[4] Siehe bei Breuning das
Kapitel „Kreuz
und Adler“, S. 225-235.
[5] Gottwald, Herbert: Bund
katholischer Deutscher „Kreuz
und Adler“, S. 349.
[6] Emil Ritter in: Germania,
11.2.1934, KfZG A11/199, zitiert nach: Dust, S. 419.
[7] Bayerischer Kurier,
8.11.1933.
[8] Aus der Rede von Eugen
Quadt im Zirkus-Krone-Bau, ebd.
[9] Hürten, S. 201.
[10] Ebd., S. 219.
[11] Ebd., S. 228.
[12] Altgeld, in Hummel/Kißener,
S. 72.
[13] Vizekanzler Franz
von Papen in einem Brief an Kardinal Bertram
am 3.10.1933, in: Georg Kretschmar (Hg), Dokumente zur Kirchenpolitik des Dritten
Reiches, Band 1, Das Jahr 1933, S. 139. „Um den politischen
Trennungsstrich zwischen Staat und Kirche, wie ihn das Reichskonkordat
festlegt, nicht zu verwischen, und um auch den hochwürdigsten
Klerus nicht in eine unklare Position zu bringen, halte ich es nicht
für wünschenswert, daß Geistliche oder Ordensleute die
aktive Mitgliedschaft der Arbeitsgemeinschaft erwerben. Dahingegen ist
es ganz selbstverständlich, daß wir die Mitarbeit des
hochwürdigsten Klerus insbesondere in den zu bildenden
Arbeitsausschüssen auf das wärmste begrüßen und
eine starke Beteiligung erhoffen.“
[14] Mitteilungsblatt Nr. 1
der AKD, 22.11.1933.
[15] Ebd.
[16] Germania, 6.10.1933,
zitiert nach Breuning, S. 236.
[17] Zum Bayerischen Kurier:
Die Auflage lag 1933 bei ca. 35.000. Besitzer war der Katholische
Preßverein für Bayern, der ihn im Mai 1934 an die Manz AG
(zurück-)verkaufte. „Diese stellte ihn zum 31. Oktober 1934 ein,
da die Auflage auf 6.250 gesunken und das Blatt nicht mehr rentabel
war.“ Schlagwort Nr. 2048, Bayerischer
Kurier, in: 'Kritische
Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)',
URL: <www.pacelli-edition.de/Schlagwort/2048> (Datum 2013-01-23).
[18] Bayerischer Kurier,
8.11.1933.
[19] Eugen Graf von Quadt
zu Wykradt und Isny (geboren am 6.1.1887
Isny im Allgäu, gestorben am 19.10.1940). Hauslehrer in der
Fürstenfamilie war der Vater von Heinrich Himmler, der auch den
Grafen Eugen Quadt längere Zeit unterrichtete. (BayHStA, Abt. V, NL Pfeiffer, Nr. 366.)
1913 bis Kriegsbeginn war Eugen Quadt tätig in der Bayerischen
Gesandtschaft in Berlin, im Ersten Weltkrieg Rittmeister im 2. Schweren
Reiter-Regiment und höherer Adjutant im Oberkommando der 6. Armee
und der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht und Heeresgruppe Mackensen;
verheiratet mit einer Gräfin von Königsegg-Aulendorf;
Ehrenritter des Malteserordens. Nach dem Krieg war er Direktor der
Deutschen Wald- und Holzindustrie München und
Geschäftsintimus des Einwohnerwehr-Chefs Georg Escherich. (Vgl. NL Escherich im BayHStA, Tagebücher
und z.B. Akte 5) Ab 1930 bekam er ein Reichstagsmandat der BVP;
am 25.4.1933 wurde er bayerischer Wirtschaftsminister, am 27.6.1933
trat er von diesem Amt zurück. Am 4.7.1933 unterzeichnete er die
Auflösungserklärung der BVP. Anschließend wurde er
NSDAP-Mitglied. (Siehe auch BayHStA
V, Slg Rehse, P 3761.)
[20] Von Quadt ersuchte
mit Schreiben vom 4.7.1933 bei Adolf Wagner
um die Mitgliedschaft und bei Reichsinnenminister Frick um Aufnahme als
Hospitant in die Reichstagsfraktion der NSDAP. „Graf Quadt fordert
diejenigen Mandatsträger der bisherigen Bayerischen Volkspartei,
die für einen solchen Schritt in Frage kommen dürften, auf,
seinem Beispiel Folge zu leisten oder durch Mandatsniederlegung den
Ersatzmännern die gleiche Möglichkeit einzuräumen.“ (Völkischer Beobachter,
5.7.1933)
[21] Bayerischer Kurier,
8.11.1933.
[22] Münchener Zeitung,
8.11.1933. Fettdruck im Original.
[23] Freundlicher Hinweis
von Antonia Leugers.
[24] Kundgebung des
bayerischen Episkopats, München, 8.11.1933,
gez. „Die bayerischen Bischöfe. Für die Erzdiözese
München und Freising M. Card. Faulhaber“, nach: Volk, Akten, Bd. I, S. 806 f.
[25] Ebd.
[26] Mitteilungsblatt Nr. 1
der AKD, 22.11.1933.
[27] Josef Himmelreich,
geb. 4.11.1905 in Gelsenkirchen, 1932
Schriftleiter der Freisinger Nachrichten, 1934 Schriftleiter des Kath.
Pressvereins München, 1938 Pressereferent beim Reichsstatthalter,
1945 Pressereferent und kaufmännischer Angestellter bei
Panoramages in Altötting. NS-Mitgliedschaften: 1933-1945 NSDAP,
1937-1945 NSKK, Obersturmführer ehrenhalber, 1933-1945
Reichsverband der Deutschen Presse, Reichskulturkammer und DAF,
1937-1945 NSV, 1936-1945 Reichskolonialbund. Angaben aus: Bay. Staatsarchiv München, Sprk K 710.
[28] Tagebuchaufzeichnung
Faulhabers am 1.6.1933, in: EAM, NL
Faulhaber 10015.
[29] Brief Imlohns an
Faulhaber, 6.7.1933, in: EAM, NL
Faulhaber, 7301, Kath.
Vereinigung für nationale Politik 1933.
[30] Brief Faulhabers an
Imlohn, 11.7.1933, in: Ebd.
Die einzige kritische
Anmerkung Faulhabers zum Programmzettel der N.S.-Vereinigung, der dem
Brief Imlohns beilag, bezog sich auf den Passus: „Unsere Vereinigung
ist als eine auf kath. Boden stehende Parallelbewegung zu der der
‚Deutschen Christen’ (evang.) wie diese dem Parteiapparat eingebaut.“
Siehe dazu Fußnote 45.
[31] Mit Eugen Quadts
Vater Bertram saß Kardinal Faulhaber
1917/18 in der Bayerischen Kammer der Reichsräte. Politisch
zeichnete sich der Standesherr z.B. durch seine Mitgliedschaft 1917 im
„Volksausschuss für die rasche Niederkämpfung Englands“ aus.
[32] Stenografische Notiz Faulhabers im Beiblatt zur Tagebuchaufzeichnung am 22.6.1933, in: EAM, NL 9263,
Blatt 41. – In der
Fachliteratur ist bislang nur die Aussage Faulhabers „Der Parteienstaat
ist erledigt ...“ geläufig, doch dass Faulhaber die
Selbstauflösung der BVP gegenüber Eugen Quadt so massiv
betrieb, korrigiert die bisherige Geschichtsdarstellung der BVP.
[33] Siegele-Wenschkewitz,
S. 146.
[34] Stenografische Notiz
Faulhabers, 22.2.1934, in: EAM, NL
Faulhaber 9263/1.
[35] München-Augsburger
Abendzeitung, 27.11.1933.
[36] Ebd.
[37] Stenografische Notiz
Faulhabers über sein Gespräch mit
Dauser am 1.2.1934, in: EAM, NL
Faulhaber 9263/1.
[38] Siehe dazu auch:
Karola Nüßler, Die
Geschichte des Katholischen
Pressvereins für Bayern 1901-1934, München 1954
(Dissertation LMU).
[39] Stenografische Notiz
Faulhabers über sein Gespräch mit
Dauser und Dr. Bäumel am 14.5.1934, in: EAM, NL Faulhaber 9263/1.
[40] Stenografische Notiz
„Graf Quadt und Pressverein“ zum
Tagebucheintrag 27.8.1933 „s.b.“, in: Ebd.
[41] Stenografische Notiz
„Dr. Graf Thun“ zum Tagebucheintrag
3.11.1933 „s.b.“, in: Ebd.
[42] Verfügung
27.8.1933, „Der Landesleiter für den
Freistaat Bayern“ der Deutschen Winterhilfe 1933/34, in: EAM, NL Faulhaber 7281/1.
[43] Generalvikar
Buchwieser schrieb am 17.10.1937 an Goebbels.
„Kardinal Faulhaber hat in einer grossen öffentlichen Rede am 28.
April 1935 gesagt: ‚Das deutsche Volk hat im Winterhilfswerk seinen
Opfergeist in weltgeschichtlicher Grösse bekundet, und wir alle
haben uns freudig an diesem herrlichen Werk beteiligt’. (vgl.
‚Ketteler-Feuer’ Nr. 18 v. 2. Mai 1935).“ In: EAM, NL Faulhaber 7281/2. – Ludwig
Volk verniedlichte die Beziehung Faulhabers zu Seidler, als er die
stenografische Aufzeichnung Faulhabers über das Gespräch mit
Seidler vom 16.2.1934 kommentierte: „Als Geste der Entspannung war es
gedacht, wenn Faulhaber sein Autorenhonorar für die gedruckten
Adventspredigten in Höhe von 700 RM an Landesführer Seidler
für das Winterhilfswerk zur Verfügung stellte. Schlecht
beraten zeigte sich der Kardinal jedoch, als er der Verständigung
zuliebe sich dazu verleiten ließ, Gauleiter Wagner mit
tadellosem, vorschriftsmäßigem Hitler-Gruß
gegenüberzutreten.“ (Episkopat,
S. 172)
[44] Tagebuchaufzeichnung
Faulhabers am 7.11.1933, in: EAM, NL
Faulhaber 10015.
[45] EAM, NL Faulhaber, 7301,
Kath. Vereinigung für nationale Politik 1933. Der
vollständige Passus im Brief Faulhabers vom 11.7.1933 an den
Regensburger Bezirksführer Imlohn der N.S.-Vereinigung lautete:
„Auf Ihrem Beilagezettel hat mich nur ein Satz erschreckt, der Satz,
Ihre Vereinigung sei eine auf katholischem Boden stehende
Parallelbewegung zu den ‚Deutschen Christen’. Die Deutschen Christen
wollen ihre Mitglieder nicht bloß in die Arbeit des 3. Reiches
einbauen, sie wollen auch die kirchliche Verfassung, ja sogar Bibel und
Katechismus dem deutschen Volkstum anpassen, während für die
Katholiken Dogmatik und kirchliche Verfassung mit unverrückbaren
Grenzen festgelegt sind und es sich hier nur um die Aneiferung der
Katholiken zur nationalen Mitarbeit aus ihrer Weltanschauung heraus
handeln kann. Ich danke Ihnen, daß Sie im voraus die
strengvertrauliche Behandlung meiner Antwort zugesagt haben [...].“
[46] Michael Schmaus im
Vorwort von „Begegnungen
zwischen katholischem Christentum und nationalsozialistischer
Weltanschauung“, Reich und Kirche, Münster 1934 (zweite
Auflage).
[47] Faulhaber in einem
Brief an Friedrich Muckermann am 2.9.1933.
Dieser antwortete drei Tage später: „Über die ‚Predigten’
will ich mit Donders sprechen [...]. Der Gedanke begeistert mich sehr.“ EAM, NL Faulhaber 6883.
[48] Barch 58/5715, „Die neue
Taktik des politischen Katholizismus“, o.D., hier Blatt 1787.
[49] Ebd.
[50] Ebd., Bl. 1788.
[51] Aus der
Begründung für die Zurücknahme: „Das
Ordinariat des Erzbistums München und Freising hat bereits am
21.6.47 mitgeteilt, wie sehr es von dieser Berufung betroffen sei und
um ihre beschleunigte Durchführung gebeten. Sie kenne Prof. Dr.
Schmaus und seine politische Gesamthaltung sehr gut und wisse,
daß er nichts weniger als ‚Aktivist’ gewesen sei.“ Quelle: Staatsarchiv München, SprkA: K 3932.
[52] Ebd.,
Spruchkammer-Bescheid Rosenheim-Stadt, 31.12.1948.
[53] Mithilfe eines
rechtsanwaltlichen „Gutachtens“ bat der
Verteidiger Schmaus’ „die Militärregierung sehr, die
Zurückziehung des Schreibens bewirken zu wollen, damit nicht der
Anschein entsteht, als teile sie seine irrigen Urteile und als
insinuiere sie der Erzbischöflichen Behörde, sie stütze
einen Theologen von den in dem Schreiben fälschlich Herrn Schmaus
zugeschriebenen Qualitäten.“ Bei bestimmten beanstandeten Stellen
in der Broschüre habe Schmaus nicht seine eigene Meinung, sondern
die des „nationalsozialistischen Doktrinärs (Ernst Krieck)
wiedergegeben“. „Herr Schmaus soll ferner behauptet haben, Glaube und
Demokratie ständen im Gegensatz. Auch dies haben wir
nachgeprüft und gefunden, daß die Schrift sich nur gegen
eine ‚extrem demokratische Wertung des Seins’ wendet. Von politischer
Demokratie ist nicht die Rede. [...] besagt die betreffende Stelle
lediglich, daß sich die Welt in Rangstufen des Seins und des
Wertes aufbaue. Sie sieht auch in der Welt der Menschen verschiedene
Rangstufen je nach der Kulturhöhe. Dem stimmt nun allerdings die
gesamte christliche Welt zu und keineswegs sie allein. Dr. Schmaus
spricht das Grundprinzip aus, auf dem die demokratische Forderung
beruht: Freie Bahn dem Tüchtigen, die ja nur sinnvoll ist, wenn
man bei aller wesentlichen Gleichheit doch eine Abstufung von Wert und
Begabung anerkennt.“ (S.4)
Refbacks
- Im Moment gibt es keine Refbacks
Tübingen Open Journals - Datenschutz