Diskussionspapier:
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Leonore Bazinek
Mythos und Vernunft. Plädoyer für einen erkenntniskritischen Umgang mit Ursprungserzählungen
1. Einleitung
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird die gelehrte Welt von einer Welle
der Ursprungssuche überschwemmt[1].
Die Wiedergeburt der Kulturen
sollte paradoxerweise durch eine Rückkehr zum Anfang erreicht
werden. Verschiedene Wissenschaftszweige, darunter die noch relativ
junge Anthropologie, wandten sich fast ausschließlich der
Erforschung der Mythen zu[2].
Doch hatte bereits 1788 der Gelehrte Alexandre César Chavannes (1731-1800) vor einem naiven Umgang mit dieser hochbrisanten Materie gewarnt. Er veröffentlichte 1788 eine der ersten umfassenden Abhandlungen zur Anthropologie, die er in acht Teildisziplinen gliederte:
„1° Anthropologie proprement dite, ou science de l’homme
considéré dans la constitution de sa nature, dans tous
les traits qui le rapprochent & dans ceux qui le distinguent des
autres espèces.
2° Ethnologie ou science de l’homme considéré comme appartenant à une espèce répandue sur le globe & divisée en divers corps de sociétés ou nations occupées à pourvoir à leurs besoins & à leurs goûts, & plus ou moins civilisées.
3° Noologie ou science de l’homme considéré comme être intelligent, développant sa pensée & ses opérations, pour connaître tout ce qui l’environne & l’intéresse.
4° Boulologie ou science de l'homme considéré comme doué de volonté, d'activité, de liberté, & des règles morales qu'il doit suivre dans ses déterminations en vue du plus grand bien.
5° Glossologie ou science de l'homme parlant, qui traite du langage parlé & écrit, pour en montrer les premières origines, la formation, le développement & les progrès.
6° Étymologie ou science qui apprend à saisir les rapports d'affinité & la vraie généalogie des mots, pour les ramener à leurs primitifs, & tirer de là un moyen d'en fixer la vraie signification.
7° Lexicologie où l'on fait servir la Glossologie & l’étymologie à dresser les tableaux des familles principales des mots, selon l'ordre de leur filiation, & qui, en présentant un plan en forme d'essai, instruit sur la méthode à suivre pour composer un vocabulaire étymologique universel.
8°.Grammatologie ou science de la grammaire générale, qui rend compte des procédés que l'homme parlant a mis en usage pour assortir son discours de toutes les espèces de mots nécessaires à l'expression de là pensée, & les arranger de la manière la plus convenable pour la rendre intelligible“.[3]
Offensichtlich widerwillig, hält er sich jedoch aus systematischen
Gründen für verpflichtet, die Mythologie aufzunehmen und
stellt sie ganz ans Ende seiner Systematik:
„Mythologie ou science de l'homme occupé dans tous les temps
à des recherches sur son origine & sur ses destinées
futures, mais malheureusement trop sujet à s'égarer sur
ce point, & livré à un esprit d'aveuglement qui l’a
entraîné dans des travers les plus monstrueux & les
plus funestes.“[4]
Chavannes war bei weitem nicht der einzige, der vor den Risiken eines
naiven Umgangs mit der Mythologie warnte[5].
Er sah ebenfalls, dass
auch eine wissenschaftliche Annäherung die starke
verführerische Macht dieser suggestiven Erzählungen nur
schwer zu beherrschen vermag. Seine Prognose wurde knapp 200 Jahre
später von der Diagnose Hans Blumenbergs (1920-1996)
bestätigt. Denn trotz der Warnungen wurde genau jener Zweig der
Anthropologie ins Zentrum des Interesses gestellt. Im Rückblick
auf diese Entwicklung konnte Blumenberg dann feststellen, dass die
„Rationalität […] nur allzu leicht zerstörungswillig“[6]
sei.
Doch muss sie es sein? Um dieser Frage nachzugehen, werde ich im Folgenden die Spannung zwischen Mythos und Vernunft erörtern, anschließend das Ergebnis von Ernst Cassirers (1874-1945) eingehender Auseinandersetzung mit dem mythischen Denkens in konziser Form darstellen und in einem dritten Schritt Blumenbergs Analyse der Selbstimmunisierungsstrategien der Mythologen darstellen. Im Schlussteil verbinde ich diese Ausführungen durch die Skizze einer möglichen ‚romantischen‘ Vernunft.
1. Die Neuformulierung der anthropologischen Fragestellung
Die Warnung Chavannes‘ wurde also gründlich missachtet. Gut 60
Jahre später erschien der Text, der die Mythologie zu
wissenschaftlicher Würde erheben sollte: Comparative
Mythology. An Essay von Friedrich Max Müller (1823-1900)[7].
Für uns ist insbesondere das Vorwort der französischen
Ausgabe (1859), verfasst von Ernest Renan (1823-1892) von Belang, denn
Renan nimmt hier eine Neuformulierung der anthropologischen
Fragestellung vor: Nicht mehr der Mensch als Träger der Kultur
bildet ihr Objekt, sondern ein zunächst realitätsloses
abstractum, das er ‚Menschheit‘ nennt und dem man konkret nur in der
Form rassisch determinierter Gruppen begegnen könne[8].
Renan
kommt beinahe ins Schwärmen, wenn er von den vermeintlichen
Entdeckungen Müllers zur arischen Sprache spricht, denen er eine
ebenso große Zukunft wünscht wie sie die Entdeckungen zum
Sanskrit erfahren haben:
„Je n’hésite pas à égaler presque à la
découverte des Bopp et des Schlegel,[9]
celle des jeunes et
ingénieux philologues qui ont les premiers aperçu, dans
les Védas et la littérature qui s'y rapporte, la clef des
antiquités religieuses de notre race, et prouvé que la
famille indo-européenne n'a d'abord eu qu'un seul système
de traditions religieuses et poétiques, comme elle n'a d'abord
eu qu'un seul idiome. Dans vingt ans, si la série de ces belles
études n'est pas interrompue par l'indifférence du public
et l'inintelligence de ceux qui devraient les encourager, nous
parlerons de l'état religieux et moral de nos ancêtres
ariens avec presque autant de certitude que l'on parle aujourd'hui des
Grecs et des Romains. “[10]
Renans Einführung trifft vollkommen Müllers Intentionen.
Müller beginnt seine Abhandlung mit der These, dass der seit
Sokrates (469-399 v. Chr.) für die Philosophie zentrale Satz
„Erkenne dich selbst“ in der Folge der Entdeckung dieser von Renan sehr
gut charakterisierten „Menschheit“ durch die Frage, was der Mensch
gewesen sei, ersetzt werden müsse. Man habe sich bisher lediglich
um den Einzelnen und seine Seele gekümmert, doch nun gelte es,
sich dem menschlichen Sein zuzuwenden [11]
[12].
Um aber die volle
Durchschlagskraft des Mythos inmitten der Wissenschaften zu
ermöglichen, bedurfte es noch eines weiteren Schrittes. Cassirer
betont, dass moderne Mythen mit der Vernunft irgendwie vereinbar sein
müssen[13].
Doch
weder er noch Blumenberg, der sich stark auf
seine Forschungen stützt, scheinen bemerkt zu haben, dass es neben
den Zugeständnissen, die moderne Mythologen an die Vernunft
machen, noch eine andere Möglichkeit gibt, diese Forderung zu
erfüllen: man kann einen Vernunftbegriff entwickeln, analog dem
philosophischen Modell, der ganz präzise zu jener von Müller
und Renan skizzierten „Menschheit“ führt[14].
Und
tatsächlich kam es zu einer solchen Umgestaltung in derselben
Konzision, wie sie das philosophische Modell leistet. Der Autor, dem
dieses Kunststück gelang, heißt Friedrich Nietzsche
(1844-1900). Er entwarf einen Zugang zum menschlichen Sein, der die
Ausführungen Müllers erklärt. Er geht der Vergessenheit
des menschlichen Seins nach, die die Frage, was der Mensch gewesen sei,
betrifft. Dafür nimmt Nietzsche eine offen irrationale Umdeutung
der Meditationen von René Descartes (1594-1650) vor:
„Die Vergesslichen. – In den Ausbrüchen der Leidenschaft und im
Phantasieren des Traumes und des Irrsinns entdeckt der Mensch seine und
der Menschheit Vorgeschichte wieder: die Tierheit mit ihren wilden
Grimassen; sein Gedächtnis greift einmal weit genug
rückwärts, während sein zivilisierter Zustand sich aus
dem Vergessen dieser Urerfahrungen, also aus dem Nachlassen jenes
Gedächtnisses entwickelt. Wer als ein Vergesslicher höchster
Gattung allem Diesen immerdar sehr fern geblieben ist, versteht die
Menschen nicht, aber es ist ein Vorteil, wenn es hier und da solche
einzelne gibt, welche 'sie nicht verstehen' und die gleichsam aus
göttlichem Samen gezeugt und von der Vernunft geboren sind“[15].
Selbstverständlich blieb dieses Unternehmen trotz seines immensen
und anhaltenden Erfolges nicht unangefochten. Noch vor Cassirers
systematischer Auseinandersetzung mit dem mythischen Denken, an das
Blumenberg anschließen wird, kam es zu Reaktionen innerhalb der
Anthropologie, deren hervorragender Fürsprecher Bronislaw
Malinowski (1884-1942) war. Seine Problemanalyse ist von seinen
Erfahrungen in den Kolonien geprägt. Er setzte sich für einen
Paradigmenwechsel in der Anthropologie ein, der die Mythologie endlich
in feste Schranken verweisen sollte. Benoît de L’Estoile schreibt
zusammenfassend:
„L'ensemble des définitions alternatives du savoir
anthropologique se retrouve ici groupé sous le terme
générique d'anthropologie des antiquaires (antiquarian
anthropology), préoccupée avant tout par la recherche des
origines et par le souci de reconstruire le passé de
l'humanité. […] Ce que Malinowski conteste ici, c'est l'objet
même de l'anthropologie: l'intérêt pour
l'humanité primitive. Cette redéfinition va très
loin puisqu'elle disqualifie des pans entiers du savoir anthropologique
tel qu'il était défini jusqu'alors: l'archéologie,
la paléontologie préhistorique, l'étude de la
technologie, l'ethnologie conçue comme recherche de l'origine
des ethnies se voient dénier toute légitimité“[16].
Nun ist dieser Text nicht etwa eine dickleibige theoretische Abhandlung
in der Art des œuvre von Chavannes. Malinowski hat einen Konflikt mit
der britischen Kolonialverwaltung und geht hier auf Reaktionen, die ein
früherer Artikel hervorgerufen hatte, ein. Er wendet sich hart
gegen jegliche Form der Mythologisierung. Ich greife die Passage auf,
in der er sein Anliegen erneut erklärt:
„Dans mon article original, j'eus le devoir peu plaisant d'adresser des
critiques à l'esprit antiquaire, amateur de chasse aux origines
et de recherche de la sensation, qui a largement dominé les
spéculations des anthropologues. Je crois que peu de mes
collègues nieront que cela est vrai, pas plus que je ne mettrai
en question le charme académique et la beauté romantique
de l'antiquairisme.“[17]
Die Anthropologie reduziert sich nicht auf das Vergleichen der
Mythologien, sondern sie muss in allererster Linie die aktuellen
Bedingungen der menschlichen Kulturen studieren. Dazu muss sie sich
gleichermaßen von den akademischen Zwängen wie von den
romantischen Wunschbildern freihalten. Malinowski bemerkt und ermutigt
eine solche Tendenz:
„Mais il est nécessaire de réaliser que l'anthropologie
avait besoin d'être réorientée, et que c'est
seulement à présent que se développe, très
progressivement, son intérêt pour les circonstances
présentes plus que pour les reconstructions du passé: en
réalisant une étude comparative des processus culturels
et de leurs lois plus que des origines et des détails
historiques.“[18]
Diese Neuorientierung entmythisiert auch den Begriff des Menschen. In
Malinowskis Kritik gewinnt der Ausdruck ‚menschliche Natur‘ einen
völlig praktischen Sinn. Er geht sogar so weit, den Sinn der
bloßen Spekulation anzuzweifeln:
„Nous commençons à réaliser qu’il n’est pas simple
de voir clairement ce qu’est la ‚nature humaine primitive’, de voir
comment les règles juridiques, économiques, morales et
coutumières fonctionnent dans une communauté primitive,
quelles conséquences certaines institutions apparemment
condamnables comme les sociétés secrètes, la
sorcellerie, les formes anormales de mariage, peuvent exercer sur la
morale, la densité de population, et le sens de la
responsabilité collective. Tous ces problèmes, qui
concernent ce qu’on peut appeler le mécanisme social des
sociétés primitives, viennent de plus en plus au premier
plan, et l’anthropologue fonctionnel qui travaille à leur sujet
est en mesure de montrer que même si la spéculation a une
quelconque valeur pratique, ce dont je doute, elle n'est en tout
état de cause possible que sur la base d'une bonne connaissance
des institutions telles qu’elles existent et fonctionnent à
présent.“[19]
Die Ursprungsfrage wird von seinem Ansatz absorbiert: „Réduite
à ses plus simples principes, l'approche fonctionnelle signifie
simplement ceci: pour tenir un discours sur n'importe quel type de
phénomène, il faut le comprendre tel qu'il est“. Aber
diese Überlegung kann trotz allen Verzichts auf Mystifizierung auf
Unverständnis stoßen:
„Exprimé ainsi, l'argument semble si simple et évident
qu'il court le risque d'être négligé ou
balayé comme peu digne de considération scientifique; car
souvent c'est le plus évident qui est le plus difficile à
voir, et qui est la dernière chose à être prise en
compte, dans la science comme dans la vie quotidienne.“[20]
2. Selbstverantwortung: der Ausgangspunkt des Widerstands gegen den Mythos
Wir kommen auf Malinowskis Haltung zurück, die von Cassirer
aufgegriffen wird. Cassirer hat sich intensiv mit dem Mythischen
befasst. Erste Spuren dieses Studiums finden sich bereits in seiner
1898 fertiggestellten, 1902 veröffentlichten Studie zu Gottfried
Wilhelm Leibniz (1646-1716[21].
Die Philosophie konstituiert sich
für ihn in der Auseinandersetzung mit Ursprungserzählungen.
Der Unterschied zwischen Philosophie und Mythologie besteht in der
Auffassung vom Anfang: sucht die Mythologie Anfänge im ungewissen
Dunkel der Vergangenheit, so überträgt die Philosophie
Erkenntnisse aus der Naturbeobachtung auf das Nachdenken des Menschen
über sich selbst.
Der Mensch entdeckt sich selbst als ordnend und bestimmend einer Welt gegenüber, die sich ihm erschließt, wenn er seine Untersuchung methodisch anlegt: „Die Einsicht in das Sein der Natur wie in das Ziel seiner Bestimmung soll er nicht von außen erwarten, sondern aus Prinzipien erschaffen, die ursprüngliches Eigentum des Geistes sind“[22]. Cassirer ermutigt also dazu, sich durch die Wirren der Ereignisse nicht den Blick auf die intellektuellen Errungenschaften, die über die Jahrhunderte hinweg regelrecht erobert wurden, verstellen zu lassen. Wir haben immer wieder neu die Möglichkeit noch so verfahrene Situationen ruhig zu analysieren. Er erklärt dies durch die sokratische Einsicht in die „Eudaimonie“, auf welche sich eine
„neue Form des Wissens [gründet] […]. Sie wird gewonnen, indem die
Seele aufhört, bloße Naturpotenz zu sein, ? indem sie sich
als sittliches Subjekt begreift. Jetzt erst ist der Mensch der Furcht
vor dem Unbekannten, der Dämonenfurcht, ledig geworden, weil er
sein Selbst, sein Inneres, nicht mehr von einer dunklen mythischen
Macht beherrscht fühlt, sondern weil er sich fähig
weiß, es aus klarer Einsicht, aus einem Prinzip des Wissens und
des Wollens heraus, zu gestalten. So erwacht hier dem Mythos
gegenüber ein neues Bewusstsein der inneren Freiheit“[23].
Cassirer fasst sein Ergebnis mit bemerkenswerter Präzision
zusammen, wenn man bedenkt, wie viele Seiten er und andere dieser
Problematik widmeten und widmen: „Im Gedanken der Selbstverantwortung
wird dem Menschen jetzt sein wahrhaftes Ich zuteil, wird es ihm erobert
und gesichert.“[24]
Damit
ist eine theoretische Alternative zu den
eingangs zitierten Positionen Müllers und Nietzsches entwickelt.
Aber Cassirer unterstellt keineswegs, dass der prinzipielle Aufweis der
Selbstverantwortung die ‚Ursprungsbesessenheit‘ ein für allemal
überwinden kann. Das Mythische (Erzählungen, Kulte und Riten,
die den Ursprung oder gar den Ursprung des Ursprungs zum Gegenstand
haben), gehört zur menschlichen Kultur. Es kann also nicht darum
gehen, es ausrotten zu wollen, aber es kann auch auf keinen Fall darum
gehen, die Erkenntnisbemühungen aufzugeben. Darin bestand
„[…] the true Socratic method, as it was understood and interpreted by
his greatest disciple[25].
We cannot hope to ‘rationalize’ myth by an
arbitrary transformation and re-interpretation of the old legends of
the deeds of gods or heroes. All this remains vain and futile. In order
to overcome the power of myth we must find and develop the new positive
power of ‘self-knowledge’.“[26]
Diese Anstrengung aber kann der Mensch nur dann auf sichnehmen, wenn er
die Problematik erfasst hat. Der Mythos erweist sich als eine
Ausflucht, die durch ein Umlernen überflüssig wird:
„We must learn to see the whole of human nature in an ethical rather
than in a mythical light. Myth may teach man many things; but it has no
answer to the only question which, according to Socrates, is really
relevant: to the question of good and evil. Only the Socratic ‘Logos’,
by the method of self-examination introduced by Socrates, can lead to a
solution of this fundamental and essential problem.“[27]
Dass es hier keineswegs um eine rein theoretische, aus dem sokratischen
Ansatz heraus entwickelte Forderung geht, belegt Cassirer durch den
Hinweis auf Malinowskis Studie Foundations of Faith and Morals (1936).
Malinowski habe beobachtet, dass das Mythische auch bei den
Naturvölkern immer nur einen bestimmten Bereich der Kultur,
nämlich denjenigen, in dem der Mensch sich den Naturmächten
ausgeliefert fühlt, betrifft. Aber „man relies on his own
skill“[28],
so Cassirer,
wenn es um die alltäglichen Verrichtungen
geht. Nur „in desperate situations man will always have recours to
desparate means“[29],
folgert er. Aber der Mensch kann jederzeit eine
angemessene Situationsanalyse, die jener Hoffnungslosigkeit zu steuern
vermag, vornehmen. Diese Diagnose Cassirers verweist auf eine ethische
Implikation, die ich nun skizzieren werde.
3. Die Pflicht zur richtigen Identifizierung des Mythischen
Warum scheint in der Auseinandersetzung mit dem Mythos die in anderen
Bereichen recht gut funktionierende Fortschrittslogik zu versagen?
Diese Beobachtung bestätigt auf indirekte, um nicht zu sagen
ironische Weise, dass der sokratische Ansatz richtig ist: jeder muss
die Mühe der Selbsterkenntnis auf sich nehmen. Keiner ist durch
die Errungenschaft eines anderen von seiner eigenen Verantwortung
entpflichtet. Die Vernunft ist, wie Blumenberg es ausdrückt, nicht
delegierbar. Er beginnt seine Argumentation mit dem Hinweis darauf,
dass die „Rationalität […] nur allzu leicht
zerstörungswillig“ ist, „wenn sie die Rationalität des
Unbegründeten verkennt und sich Begründungseuphorie leisten
zu können glaubt.“ Denn, so fährt er fort, „es gibt einen
Begründungsluxus, der von vornherein voraussetzt oder wenigstens
hinnimmt, dass nur professionell Beauftragte oder Selbstbeauftragte
sich ihn leisten können“. Doch genau hier siedelt sich das
grundlegende Problem jeglicher Vernunftkritik an. Nicht etwa die
Vernunft an sich steht zur Debatte, sondern der aufgeklärte Umgang
mit ihr: „Wenn aber Aufklärung das Denken nur dadurch legitimiert
sein lässt, dass es jeder selbst und für sich leistet, dann
ist es das einzige, was von der menschlichen Fähigkeit ausgenommen
sein muss, Handlungen zu delegieren“.[30]
Jeder Einzelne ist auf je spezifische und immer wieder neue Weise dem
Mythischen ausgesetzt. Er muss sich die Errungenschaften der
Generationen vor ihm auf je spezifische Weise selbst aneignen. Dies
erfordert eine kritische Akzeptanz des Tradierten, zu dem auch das
Mythische gehört, das sich de facto der rationalen Begründung
entzieht. Seine Identifizierung schützt also die Vernunft vor
jener Begründungseuphorie, die nur zu Enttäuschung
führen kann, da sie hier scheitern muss. Anerkennung ihrer Grenzen
ist weder Aufgabe der Vernunft noch Substitution der Vernunft durch ein
analogon. Obwohl man nicht alles verstehen kann, gibt es keinen Grund,
sich seiner Vernunft, sei es durch eine Hingabe ans Mythische, sei es
durch die Berufung auf professionelle Denker, die den Anderen den
Vernunftgebrauch abnehmen – berauben zu lassen. Blumenberg zieht aus
dieser erkenntnistheoretischen und anthropologischen Problematik eine
Art erkenntniskritischen Imperativ:
„Vernunft als das, was nicht delegiert werden kann, muss sich also mit
dieser Grundbedingung des Daseins arrangieren. […] Zweifellos ist dies
eine bedenkliche Lücke im Schirm der Rationalität. Aber wenn
der Preis, sie zu schließen, nur darin bestehen könnte, das
Selbstdenken Aller einer kleinen Avantgarde professioneller
‚Selbstdenker für alle‘ ins Mandat zu geben, dann müsste jede
Gefahr an dieser Stelle durchgestanden werden, um jenen
verhängnisvollen Preis nicht erlegen zu müssen. Die
Philosophie hat diese Antinomie von Leben und Denken bei allem
mitzubedenken, was ihr an immanenten Forderungen der
Vernünftigkeit aus ihrem eigenen Schoss entgegenspringt.“[31]
Die richtige Identifizierung des Mythischen erfordert, nach Blumenberg,
dass man seine Selbstimmunisierungsstrategie zu verstehen vermag, mit
denen es sich dem Zugriff der Vernunft zu entziehen versucht.
Blumenberg erklärt vier Formen dieser Strategie. Sie treffen sich
im Bemühen um eine Negation:
1. Die Mythen antworten nicht nur nicht auf Fragen, sondern sie machen
die Erzählungen sogar „unbefragbar“[32].
Denn, so Blumenberg, es
gibt eine „ikonische Konstanz von Mythologemen“[33],
die im Verlauf der
Geschichte eines „unwahrscheinlichen Überlebens bis in die
Gegenwart fähig“ geworden sind, eines „Überlebens, das durch
eine Tradition hindurch identifiziert werden kann, die solche Stoffe
unter dem Druck ihrer Umwälzungen, ihrer Fast-Totalverluste, ihrer
Anstrengung nach Neuerung und Neuheiten gesetzt hat“[34].
Wenn man nun
das Überleben dieser „Grundmuster“[35]
durch Archetypen, oder
durch etwas Angeborenes erklärt, so naturalisiert man das
Mythologem. Die Überlebensfähigkeit eines fiktiven Stoffes
wird in dieser Erklärungsart zu einem Stück Natur ? und damit
unbefragbar.
Blumenberg schlägt von daher vor, streng zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit zu unterscheiden. Diese Unterscheidung erlaubt es, klar zu sehen, dass die ersten schriftlichen Zeugnisse lediglich wiedergeben, was an sich wesentlich älter ist. Dadurch wird eine „Korrektur der Zeitperspektive“ eingeleitet, denn „unser Frühestes“ ist „etwas seiner immanenten Geschichte nach schon Späteres“[36]. Aber durch die schriftliche Fixierung kann „die selektive Leistung der Mündlichkeit dem Blick“ entzogen werden[37]. So kann es zur Dogmenbildung kommen, zu einer Situation, die eigentlich nur noch Verfall zulässt. Doch da diese Situation es ebenfalls erlaubt, die Asymmetrie der Überepochen der Menschheitsgeschichte, „Mündlichkeit und Schriftlichkeit“[38] zu erkennen, wird die Bearbeitung des Mythos nun möglich.
Bevor wir weitergehen, müssen wir den Gewinn dieser Argumentation für unsere Problematik deutlich herausstellen. Diese Entzerrung der Zeitperspektive geschieht dadurch, dass man einsieht, dass alles, was überliefert wird, selbst wieder von etwas Früheren getragen wird. Die Einsicht in diesen Regress heilt, sozusagen, von der Illusion eines Zugriffs auf einen absoluten und reinen Ursprung. Dennoch bleibt die Frage nicht offen. Denn die Überlieferung wird vom absoluten Ursprung entkoppelt und an ihren wahren Ursprung, nämlich die menschlichen Aktivitäten des Schreibens und Sprechens, angebunden. Die Vernunft dringt also nicht bis zum Ende – oder Anfang – der Zeiten hindurch, aber sie erreicht eine prinzipielle Einsicht in das die Epochen Übergreifende, das Schreiben und das Sprechen. Eine Krisensituation nun deckt lediglich die Schwäche vermeintlicher Dogmen auf. Sie zwingt aber nicht zum Abgleiten in allmählichen Verfall oder gar zum Herbeiführen aktiver Zerstörung, sondern sie ist im Gegenteil eine besonders gute Möglichkeit, zur Analyse des Mythischen zu schreiten.
2. Blumenberg deckt im Diskurs der 1968er Revolution eine mythische Struktur auf, die er darauf zurückführt, dass diese Bewegung den Eindruck erweckt hatte, dass Fragen verboten seien: „Niemand glaubte fragen zu müssen, niemand hätte fragen dürfen“[39] Ohne ihn zu nennen, nimmt er eine scharfe Kritik von Theodor W. Adornos (1903-1969) negativer Dialektik vor, die die Negation als Ausflucht nimmt und dadurch den Effekt der „schöne[n] Unwiderlegbarkeit philosophischer Sätze, die sich so leicht mit ihrer Wahrheit verwechseln lässt“[40], erzeugt[41].
3. Die dritte Form betrifft die Kriterien der Überlebenstauglichkeit eines Mythologems:
„Der Mechanismus der Selektion ist gerade von der Art, dass er die
Erklärung für die Lebenstauglichkeit seiner Resultate in
diesen nicht mitliefert, vielmehr zur Abschirmung ihrer Funktion –
durch die Primordialität der Selbstverständlichkeit – gerade
dem vorenthält, der an nichts Anderes denken soll als an das ihm
Vergegenwärtigte.“[42]
4. Eine weitere Form der Immunisierung besteht im Transfer der
Autorschaft auf ein Kollektiv. So ist es dann nicht mehr ein Autor,
sondern das Volk, oder die Gemeinde, oder gar der Volksgeist, die die
Volkslieder und Volksbücher schreiben[43].
Diesen Punkt werden wir
im letzten Teil nun näher beleuchten.
4. Schluss: „Ich bin, also schreibe ich …“ oder „ich schreibe, also bin ich …“?
Wir haben gesehen, dass die Vernunft dem Mythos gegenüber zu
äußerster Leistung herausgefordert ist. Eines der
Einfallstore für dessen blendende Macht liegt im
Gefühlsbereich, der generell der Vernunft mehr oder weniger
schroff gegenübergestellt wird. Der Mythos sei für die von
ungewissen Gefühlen aufgeworfenen Fragen zuständig. Doch
gerade hier könnte eine Zusammenarbeit von Vernunft und
Gefühl nur von Vorteil sein. Und genau das wurde von jenen
Romantikern versucht, die der Aufklärung nicht abgeschworen haben.
Nun halten aber sowohl Malinowski als auch Blumenberg, darin einer
weitverbreiteten Überzeugung folgend, die Romantik ganz allgemein
für eine rationalitätsfeindliche Bewegung. Beide
äußern sich kritisch zu diesem Aufbruch des Gefühls
innerhalb der Wissenschaft und der Philosophie. Ich kann im Rahmen
dieses Artikels nicht auf die verschiedenen Formen des Romantischen
eingehen, sondern greife abschließend nur eine Beobachtung von
Blumenberg auf, die diese schroffe Gegenüberstellung nuanciert.
Die Vernunft kann, wie Chavannes erklärt, das Mythische zwar untersuchen, doch es gibt keine Garantie dafür, dass sie es auch in Schach halten kann. Wird nun der Verlust des Geborgenheitsgefühls, der durch die Aufklärung der Ursprungserzählungen eintreten kann, nicht seinerseits rational aufgefangen, so riskiert die Vernunft, sich zerstören zu lassen. Nietzsches Lösung, eine Art nachspürendes Cogito einzuführen, schlägt in diese Kerbe (siehe oben).
Doch die Empfindsamkeit führt nicht zwangsläufig zur Verabschiedung der Vernunft, sondern hat erkenntniskritische Potentiale, die sich allerdings nur dem aufmerksamen (Selbst-) Beobachter erschließen. Vernunft und Gefühle fordern je auf ihre Weise die Beherrschung des Mythos, denn irrationale Begründungsversuche behindern ihre freie Entfaltung; Angst und Unheimlichkeit stellen sich ein.
In letzter Analyse erweist sich das vom Mythos vermittelte Geborgenheitsgefühl als Täuschung. Wie in anderen Wissensbereichen auch, geht es hier eben gerade nicht um die subjektive Wahrnehmung, sondern um sachliches Erkennen: das Problem mit dem Mythos liegt in seiner das Erkennen prinzipiell lähmenden Kraft, die bereit macht, irrationale Erklärungsmuster zu dulden und danach zu handeln. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die neuen Mythen des Westens nicht von den tradierten Mythen der Antike und denjenigen der sogenannten Naturvölker. Eine gut geübte ‚romantische Vernunft‘ hingegen kann der Arbeit am Mythos eine Fortschrittslogik abgewinnen. Diese Perspektive eröffne ich am Beispiel des Homer-Übersetzers Johann Heinrich Voss (1751?1826).
Voss machte eine Beobachtung, deren Bedeutung er wohl kaum voll erfasst hat. Blumenbergs Kommentar arbeitet diese Bedeutung heraus, indem er sich sowohl auf die Homer?Übersetzung als auch auf die Verteidigung der These, dass „Homer“ eine konkrete Persönlichkeit gewesen sei, bezieht. Blumenberg erklärt zunächst, dass das Epos mythische Stoffe vermittele. Es unterscheide sich vom Mythos dadurch, dass es bereits das Produkt einer ‚Arbeit‘ am Mythos darstelle[44]). Er betont, dass „die Griechen […] das Glück [hatten], ihren Mythos nicht aus der Kultur ihrer Priester beziehen zu müssen“[45]. Diese Mythen waren frei von der durch Schriftlichkeit induzierten Verbindlichkeit (siehe oben), denn sie wurden von Rhapsoden vorgetragen. Voss konzentriert sich in seiner Homer-Übersetzung gerade auf den Gesichtspunkt des mündlichen Vortrages. Die Übersetzung soll der nächtlichen Erzählsituation gerecht werden, in der sich sowohl die Figuren, als auch der Rhapsode, der von ihnen erzählt, befanden. Der Übersetzer fühlt sich deshalb regelrecht in die Figur des Autoren ein, so dass Blumenberg dann schreiben kann, er habe „an seinem eigenen Erfolg etwas über die Situation des homerischen Sängers gelernt“[46]. Blumenberg verbindet dies nun mit seiner Verteidigung „der Selbigkeit des Dichters der beiden Epen“, denn Voss stützt „sich nicht auf philologische Argumente, sondern auf die Situation des Sängers zu seinem Publikum als ein Verhältnis unmittelbarer Reflexion“[47]. Voss erklärt:
„‘Doch ist mir’s nicht unbegreiflich, dass ein so überragender
Geist, wie aus jedem Einzelnen hervorleuchtet, unter Griechen, wie wir
aus ihm sie kennen, mit seiner bewunderten Kunst ganz und allein
beschäftigt aus jeder verstandenen und empfundenen Aufführung
entflammter und mit sich selbst vertrauter zurückkehrend, endlich
ein so großes Werk aus einem so einfachen Keime zu entwickeln,
und alles mit Leben zu erfüllen vermocht habe‘“.[48]
Der Ursprung der Homerischen Epen ist also ? Homer. Die Argumentation
von Voss erlaubt es, eine genuin romantische Erkenntnistheorie zu
skizzieren. Homer, der Rhapsode, trägt seine Version der
ursprünglich mythischen Erzählungen öffentlich vor.
Während seines Vortrages achtet er ganz genau auf die Stimmungen
des Publikums. Indem er die Zuhörerresonanz reflektiert, kann er
nach und nach seine Vortragsweise und den Sinn seiner Erzählung
aufeinander abstimmen. Eine positive Aufnahme beweist ihm, dass er den
Inhalt des Vorgetragenen gut genug verstanden hatte, um es in seinem
Vortrag mit Leben erfüllen zu können. Von daher konnte er
dann, als er endlich die Zeit und die Ruhe gefunden hatte[49]
das Epos
niederschreiben; es aus einem Keim heraus entwickeln.
Die Kohärenz der ‚homerischen‘ Epen beweist für Voss eben jenen ‚Ursprung‘ in und durch das Schreiben eines sicherlich hochbegabten, aber keineswegs übermenschlichen Dichters. Er hatte sich Klarheit über sein Tun verschafft, indem er sowohl sein Empfinden als auch sein Nachdenken ernstgenommen hatte. Auf diese Weise fand er die Kraft zu kohärenter schriftlicher Darstellung.
Aus der Zusammenarbeit mehrerer Rhapsoden hätte nie eine derart kohärente schriftliche Fixierung hervorgehen können, wie sie in den homerischen Epen vorliegt, und noch viel weniger würde dies eine wie auch immer geartete Volksgemeinschaft, geleitet durch einen wie auch immer zu denkenden, notfalls sogar omnipotenten Volksgeist, zuwege bringen.
Die kohärente schriftliche Fixierung des Mythos im Epos vermittels der gelungenen Artikulation von Selbstbewusstsein, Reflexion und Stimmung ist somit ein Zeugnis für die philosophische These, dass die Ursprünge der Kultur in der Anwendung von Prinzipien liegen, die des Menschen ursprüngliches Eigentum sind (siehe oben).
Zwischen Mensch und Natur treten die Kulturwelten. In dem Maße, in dem der Mensch lernt, nun seine kulturelle Produktion anstelle seiner selbst dem Prozess der Selektion zu unterwerfen, in dem Maße kann er einen objektiven Fortschritt auch im Bereich der Kultur und folglich des Mythos, der eine Art kulturelles Ferment ist, erkennen. Damit geht aber die Forderung einer streng geschichtlichen Sichtweise einher; in diesem Kontext wäre „Ungeschichtlichkeit […] eine opportunistische Marscherleichterung mit verhängnisvollen Folgen“[50], denn die Geschichte erweist sich als ein Prozess der Optimierung trotz der „Unstimmigkeiten“ im „synchronen Querschnitt“ aufgrund der „Autonomie von Teilsystemen“[51].Wenn man nun aber ein autonomes Teilsystem verabsolutiert, oder diese Teilsysteme amalgamiert, und dadurch die Sicht auf ihre relative Autonomie verstellt, kann man erneut den Mythen das Recht auf totalisierende Erklärungen einräumen. Doch die Wahrnehmung der gleichzeitigen kulturellen Teilsysteme gestattet der Vernunft eine differenzierende Beurteilung des Geschehens.
Auf formaler Ebene entspricht, so gesehen, das Abstraktum "Menschheit“ dem Abstraktum „Geschichte“, das Abstraktum „Mensch“ dem Abstraktum „autonomes Teilsystem“. Geschichte ist eben menschliche Geschichte, Geschichte der Menschheit als Folge der vielfältigen Verwebungen der Geschichten eines jeden Einzelnen. Die Selbstverantwortung ist von daher weder eine Illusion, noch eine Rechtfertigung willkürlicher Selbstbehauptung.
Zur Autorin:
Leonore Bazinek, geb. 1963, hat einen Magister Artium in
Philosophie, ist promoviert in "Études Germaniques" und
"Sciences de l`Éducation", habilitiert in "diriger des
recherches en Philosophie" an der Universität von Rouen.
[1] Vgl. z.um B.eispiel Miguel Cruz Hernandez, Histoire de la pensée en terre d’Islam, Paris, 2005, S. 805?825.
[2] Ich stelle hier meine eigene Untersuchung vor, vgl. aber ähnlich bereits George W. Stocking, Victorian Anthropology, London 1987, S. 20?21 ; Maurice Olender, Les langues du Paradis: Aryens et Sémites: un couple providentiel, Paris 1989.
[3] Alexandre-César Chavannes, Anthropologie ou science générale de l’homme, pour servir d’introduction à l’étude de la philosophie et des langues, et de guide dans le plan d’éducation intellectuelle, Lausanne1788, S. III-IV.
[4] Alexandre-César Chavannes, Anthropologie ou science générale de l’homme, pour servir d’introduction à l’étude de la philosophie et des langues, et de guide dans le plan d’éducation intellectuelle, Lausanne1788, S. IV.
[5] Vgl. vor allem Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und der Philosophie in Deutschland (1835), Stuttgart 2003.
[6] Hans Blumenberg, Arbeit am Mythos (1979), Frankfurt/M 1990, S. 181.
[7] Friedrich Max Müller, Comparative Mythology. An essay (1858), London1909
[https://archive.org/details/comparativemytho00ml]. ? Vgl. zu Müller Stocking, Victorian Anthropology, S. 56?62.
[8] Vgl. z. B. Stocking, Victorian Anthropology, S. 3?5.
[9] Franz Bopp (1791-1867); August Wilhelm (1767-1845) und Friedrich (1772-1829) Schlegel; vgl.. Stocking, Victorian Anthropology, S. 23?24.
[10] Ernest Renan, „Préface“, in: Friedrich Max MÜLLER, Essai de mythologie comparée, Paris 1859, S. 1. ? [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k107965v/f3.image].
[11] vgl. Comparative Mythology, S. 4?7.
[12] Dieser Weg wurde von Martin Heidegger (1889-1976) konsequent weitergegangen; vgl. die Studie von Emmanuel Faye, „Kategorien oder Existentialien. Von der Metaphysik zur Metapolitik “,
in: Marion Heinz / Sidonie Kellerer (Hg.), Martin Heideggers „Schwarze
Hefte.“Eine philosophische Debatte, , Frankfurt2016, S. 100-121.
[13] Cassirer beschließt seine Überlegungen zum Mythos des Staates mit einer eindringlichen Analyse der „Technique of the Modern Political Myths“, vgl. Ernst Cassirer, The Myth of the State (1945), Hamburg 2007, S. 273-291.
[14] Die genaue Untersuchung der Beziehungen muss an einem anderen Ort vorgenommen werden, vgl. aber inzwischen Domenico Losurdo, Nietzsche, der aristokratische Rebell. Intellektuelle Biographie und kritische Bilanz (2003), Hamburg 2009.
[15] Friedrich Wilhelm Nietzsche, „Morgenröthe“ (1881/1887), in: Kritische Studienausgabe 3, Giorgio Colli /Mazzino Montinari, München1988, S. 226 (§ IV.312).
[16] Benoît de L'Estoile / Bronislaw Malinowski, „L'anthropologue face au monde moderne. Malinowski et 'la rationalisation de l'anthropologie et de l'administration'“ (1930), in: Genèses, 17 (1994) S. 144f. [doi: 10.3406/genes.1994.1270 ; http://www.persee.fr/doc/genes_1155-3219_1994_num_17_1_1270].
[17] Anthropologue, S. 149.
[18] Anthropologue, S. 149.
[19] Anthropologue, S. 149f.
[20] Anthropologue, S. 150.
[21] Ernst Cassirer, Leibniz’ System (1902), Hildesheim 1962.
[22] Leibniz, S. 474.
[23] Ernst Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen II (1924), Darmstadt 1994,
205.
[24] Philosophische Formen II, S. 206.
[25] Cassirer meint hier Platon (ca. 427-347 a.D.).
[26] Myth, S. 59.
[27] Myth, S. 59f.
[28] Myth, S. 274.
[29] Myth, S. 274.
[30] Arbeit, S. 181.
[31] AaM, 181f.
[32] Arbeit, S. 142.
[33] Arbeit, S. 166.
[34] AaM, 167.
[35] Arbeit, S. 167.
[36] Arbeit, S. 169.
[37] AaM, 169.
[38] Arbeit, S. 169.
[39] Arbeit, S. 179.
[40] Arbeit, S. 179.
[41] Wir können hier nicht auf die Debatte zwischen Adorno und Blumenberg eingehen, aber vgl. inzwischen die Studie von Christian Voller, „Kommunikation verweigert. Schwierige Beziehungen zwischen Blumenberg und Adorno“, in: Technik: Zeitschrift für Kulturphilosophie 7 (2012/13) S. 381-405. Dieser durchaus informative Artikel geht von Hermann Mörchens umfangreicher Veröffentlichung Adorno und Heidegger. Untersuchung einer philosophischen Kommunikationsverweigerung (1981) aus. Obwohl ich ihn mit Genuss las und Einiges lernte, muss ich auf diese Vereinigung des Unvereinbaren aufmerksam machen: Voller behandelt die seltsame Beziehung zwischen zwei Philosophen, wohingegen Mörchen sich über Adornos Heideggerkritik hinwegsetzt und dennoch von „philosophischer“ Kommunikationsverweigerung spricht. Leben und Werk Heideggers sind selbstverständlich Gegenstand philosophischer Kritik, aber Heidegger als Philosophen anzuerkennen ist alles andere als selbstverständlich, vgl. zum Beispiel Leonore Bazinek, „Désenclaver l’existence: Descartes ou Heidegger?“, in: Hugues Lethierry (Hg.), Agir avec Lefebvre, , Lyon2015, S. 57-65.
[42] Arbeit, S. 184.
[43] vgl. Arbeit, S. 171.
[44] siehe Arbeit, S. 175.
[45] Arbeit, S. 172.
[46] Arbeit, S. 173.
[47] Impliziter Verweis auf die Erkenntnistheorie von Friedrich Schleiermacher (1768?1834).
[48] siehe Arbeit, S. 173f Fußnote: „‘Voss an Friedrich August Wolf, Eutin 17. November 1795 (Briefe II 229f).‘“
[49] Blumenberg berichtet einige biographische Anekdoten aus Homers Leben (vgl., Arbeit, S. 175f).
[50] Arbeit, S. 183.
[51] Arbeit, S. 183.
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