Julia Albert, Timo Bayer, Lisa Busche, Alexander Haser und Katharina Peetz
Theologie und
Vergangenheitsbewältigung VI. Diskurse über „Form“,
„Gestalt“ und „Stil“ in den 20er und 30er Jahren
Bericht von der internationalen Fachtagung im Robert-Schumann-Haus, Trier, vom 16.-18. Januar 2015
Die sechste Veranstaltung der Tagungsreihe Theologie und Vergangenheitsbewältigung thematisierte vom 16. bis 18. Januar 2015 im Robert-Schuman-Haus in Trier Diskurse über „Form“, „Gestalt“ und „Stil“ in den 20er und 30er Jahren. Veranstalter der internationalen Fachtagung waren Prof. Dr. Lucia Scherzberg und PD Dr. August H. Leugers-Scherzberg von der Fachrichtung Katholische Theologie der Universität des Saarlandes. Die Tagung beleuchtete die Verschränkung dieser Diskurse und fragte nach ihrer Bedeutung für Theologie, Philosophie, Pädagogik, Psychologie, Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaft.
GREGOR TAXACHER (Köln) setzte mit seinen Überlegungen zum
Form- und Stilbegriff Oswald Spenglers bei dessen „Ästhetik“ des
Geschichtlichen an. Spengler bestimmte Kulturen als Formen, Gestalten,
Stile und Symbole. Form-Verlust gelte ihm als Kultur-Verlust. Seine
eigene Zeit begreife Spengler als eine formlose, sodass die Frage nach
der Wiedergewinnung von Form entscheidend werde. Diese Wiedergewinnung
könne nur durch die aktive Aneignung derjenigen Form geleistet
werden, die das Schicksal diktiere, das bedeutet, durch eine
ästhetische Wahl. Für Spengler selbst sei diese Form seiner
Morphologie der Kulturen gemäß die „Zivilisation“ als
Spätphase der (abendländischen) Kultur. Als politischer Autor
schrieb Spengler in „Preußentum und Sozialismus“ Deutschland die
Führungsrolle in der Zivilisationsphase der abendländischen
Kultur zu. Auch hier handelte es sich um eine Stil-Frage: die englische
Weise der Zivilisation drückte sich für Spengler in
Individualismus und Kapitalismus aus, die preußische dagegen in
überpersönlicher Gemeinschaft und Sozialismus, Letzterer
verstanden als autoritärer, dirigierender Staat. In diesem Sinne
führte Taxacher aus, sei auch Spenglers Sympathie für
Mussolini und den Faschismus ebenso wie seine Distanz zum
Nationalsozialismus eine ästhetische Frage, d.h. die Wahl eines
Stils.
KAROL SAUERLAND (Warschau) stellte den Begriff des „Denkstils“ und des
„Denkkollektivs“ bei Ludwik Fleck vor. Fleck nehme grundlegend an, dass
sich eine Gruppe von Wissenschaftlern dadurch formiere, dass deren
Mitglieder unbewusst demselben „Denkstil“ folgen. Dies schließe
sie zu einem „Denkkollektiv“ zusammen. Ein neuer „Denkstil“ entwickele
sich nach Fleck unter Einbeziehung neuer wissenschaftlicher
Erkenntnisse aus bereits vorhandenen Denkstilen. Sauerland grenzte
„Denkstil“ vom Kuhnschen Begriff des „Wissenschaftsparadigmas“, das
durch eine „wissenschaftliche Revolution“ abgelöst werde, ab. Alte
Denkstile seien nicht „falsch“, sondern vielmehr die geistige
Voraussetzung alles folgenden Denkens. Diese These erhärtete Fleck
anhand seiner eigenen Forschungsarbeit im Bereich der Immunologie, v.a.
im Zusammenhang mit der Erforschung der Syphilis-Infektion. Erst durch
das Abrücken vom Standpunkt der alten galenischen Säfte-Lehre
sei man zur modernen Vorstellung einer durch Bakterien
übertragbaren Erkrankung gekommen. Dies habe zur Entwicklung neuer
Forschungszweige bzw. Denkstile wie der Serologie geführt.
Das Produktdesign der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der frühen Nachkriegszeit war nach MARTIN PAPENBROCK (Karlsruhe) durch das Credo der „Sachlichkeit“ verbunden. „Sachlichkeit“ sei in den 20er Jahren als gestalterisches Prinzip gegen extravagantere Formen des Jugendstils oder Expressionismus abgegrenzt worden. Über die Geometrisierung seiner Produkte wollte z.B. der Deutsche Werkbund seine Forderung nach „radikaler Gestaltung“ und „bedingungsloser Formschätzung“ erfüllen. Gerade im nationalsozialistischen Produktdesign wurden, so Papenbrock, „Einfachheit“, „Ehrlichkeit“ und „gute Gesinnung“ als zentrale Kriterien für die „gute Form“ betrachtet. Produkte sollten dem besonderen Gefühl der Zeit Ausdruck geben und damit „erbfähig“ sein. Die propagandistische Funktionalisierung von Produkten zeige sich etwa in der massenhaften Verbreitung der Serie Arzberg Form 1382, die der Nationalsozialist Hermann Gretsch 1931 entwarf und die auf keiner „deutschen“ Kaffeetafel fehlen sollte. Die Stilisierung von sachlichen und einfachen Produkten als „gute Form“ ging nach Papenbrock in den frühen Nachkriegsjahren ungebrochen weiter. So habe das Museum of Modern Art in New York 1950 die Serie Arzberg Form 1382 in seine Ausstellung „Good Design“ aufgenommen.
YVONNE AL-TAIE (Kiel) zeichnete die Entwicklungslinien von einem kunsttheoretischen hin zu einem völkischen Stil- und Gestaltbegriff nach. So interpretiere Adolf Loos das Verzieren von Gegenständen mit ornamentalen Mustern als Zeichen von „niedriger Entwicklung“, „geistiger Degeneriertheit“ und „Verbrechertum“. Er greife auf die Analogie zwischen Ontogenese und Phylogenese zurück und parallelisiere die Entwicklung des Individuums mit der Entwicklung der Völker. Mit der fortschreitenden Entwicklung verschwinde das Ornament. In Abstraktion und Einfühlung. Ein Beitrag zur Stilpsychologie grenzt Wilhelm Worringer den menschlichen Einfühlungsdrang, den er als „Naturalismus“ bezeichnet, von „Stil“ als dem evolutionär höher stehenden und nur in bestimmten Völkern vorkommenden Abstraktionsdrang des Menschen ab. Martin Bubers antagonistische Konzeption der Prinzipien des Gestaltenden und Gestaltlosen weist v.a. dem jüdischen Volk eine besondere Stellung zu. So sei der Kampf zwischen diesen beiden Prinzipien zwar in jedem Menschen wirksam, trete im Judentum aber am sichtbarsten in Erscheinung. Einen völkischen Stil- und Gestaltbegriff arbeitete Al-Taie bei Hans F.K. Günther und Ferdinand Clauß heraus. Günther betreibe explizit Stilgeschichte unter rassenkundlichen Vorzeichen und leite seine stilgeschichtliche Einordnung von Kunstwerken von der Physiognomie der Künstler_innen ab.
In seinem Vortrag skizzierte NORBERT ANDERSCH (London) den Diskurs
zwischen Neurologie, Psychiatrie, Anthropologie, Philosophie und
theoretischer Psychopathologie der Weimarer Jahre über
gestaltpsychologische Ansätze. Er stellte Ludwig Binswanger, Kurt
Lewin, Ernst Cassirer, Kurt Goldstein und Paul Tillich näher vor –
Forscher, die sich nicht primär als Gestalttheoretiker verstanden,
sondern die das gemeinsame Anliegen eines interaktiven
Bewusstseinsmodells auf der Grundlage gestalt- und symboltheoretischer
Annahmen verband. Der gestalttheoretische Ansatz gilt Andersch als
wichtige Ergänzung des Bewusstseins-Diskurses. So verweise die
gestalttheoretische Perspektive darauf, dass der Mensch seine Umwelt im
Wahrnehmungsprozess zu sinnvollen Ganzheiten organisiere. Die besondere
Leistung der Gestalttheorie bestehe im Verweis auf eine vermittelnde
Figur zwischen den Strukturen und Interaktionen, die einerseits
Subjektivität entstehen ließen, andererseits soziales
Handeln organsierten. Dazu hätten v.a. Goldsteins Ganzheitstheorie
des Organismus, Cassirers Philosophie der symbolischen Formen und
Lewins Theorie gespannter Systeme beigetragen. Dennoch sei es den
Gestalttheoretikern – so Andersch resümierend – auch bedingt durch
die Vertreibung und Ermordung wichtiger Vertreter während des
Nationalsozialismus nicht gelungen, ein umfassendes Konzept für
eine Theorie der Bewusstseinsbildung zu entwerfen.
CARSTEN HEINZE (Schwäbisch Gmünd) zeichnete in seinem Vortrag
die Instrumentalisierung von Erziehungswissenschaften und Psychologie
durch den Nationalsozialismus am Beispiel von Hans Volkelt nach.
Volkelt, ein aktiver Nationalsozialist mit zahlreichen
Parteiämtern, habe das aus der „Leipziger Schule“ stammende
Konzept der „Ganzheit“ auf die Strukturen der Gesellschaft als
„Volksganzes“ übertragen. Politisch liegt diesem Konzept die
Ablehnung der Weimarer Republik und der Demokratie als Ursache für
die „Zerrissenheit“ des Volkes zugrunde, gleichermaßen die
enthusiastische Begrüßung der nationalsozialistischen
Machtübernahme als Wiederherstellung eines „rassisch“
determinierten Volksganzen. „Ganzheit“ werde als Ausdruck des
Irrationalismus und als Grundlage von Gemeinschaftsgestaltung
betrachtet. Diesen ganzheitspsychologischen Ansatz verband Volkelt mit
der nationalsozialistischen Ganzheitspädagogik zu einer allerdings
selbst in der gleichgeschalteten Universität nicht mehr
konsensfähigen Erziehungslehre. Das Ziel dieses
Erziehungskonzeptes charakterisierte Heinze als Etablierung eines
gewaltförmigen Ordnungsmusters.
Die Bedeutung der Begriffe Form und Gemeinschaft in der Ideologie der Action française legte
MICHEL GRUNEWALD (Metz) dar. Die
Action française sei im Gegensatz zu anderen
nationalistischen Strömungen weder völkisch noch
emanzipatorisch noch demokratisch, sondern defensiv, konservativ und
antijüdisch. Charles Maurras, der spiritus rector der Action française, gehe davon
aus, dass die Weltgeschichte als Antagonismus zwischen Ordnung und
Unordnung, Zivilisation und Barbarei begriffen werden müsse. Form
bedeute für ihn, die natürliche Ordnung zu respektieren.
Nation sei das Produkt eines natürlichen Prozesses. Zur Rettung
Frankreichs, dessen Ordnung durch die Revolution erschüttert
worden sei, müsse das Zerstörte wieder aufgebaut werden. Dazu
gehörten für Maurras die Vernichtung von Juden, Freimaurern
und Protestanten, die Restauration der Monarchie und der
vorrevolutionären Strukturen, die Wiedereinführung eines
patriarchalischen Gewohnheitsrechts gegen ein Recht, das nur den
Einzelnen als Rechtssubjekt kannte, sowie eine kulturelle
Dezentralisierung und Förderung der regionalen Sprachen.
INA ULRIKE PAUL (Berlin/München) skizzierte den Zusammenhang
zwischen Abendlandideologie und zeitgebundenen Europakonzeptionen im
Denken des Gründers des „Europäischen Kulturbundes“, Karl
Anton Prinz Rohan. Rohans Europakonzept, so stellte Paul heraus, war
keineswegs ein im modernen Sinne demokratisches – es handelte sich
vielmehr um die Vorstellung eines organischen Reichseuropas, welches
sich aus rechtskonservativen Quellen wie Hugo von Hofmannsthal und Max
Scheler sowie einer am Hl. Römischen Reich Deutscher Nation und am
Habsburgischen Vielvölkerstaat orientierten Reichsideologie
speiste. Das neue Europa des Prinzen sollte ein Europa der jungen Elite
sein, die zu einem neuen, zeitgemäßen, von der Geschichte
geforderten Europäertum führen sollte. Erst wenn die Eliten
der einzelnen Staaten freundschaftlich miteinander verflochten seien,
wäre für Rohan „jedes Volk in Form gebracht“. Erst dann
könne „Europa“ wie eine Kuppel über dem tragenden Bau der
autonomen Nationen errichtet werden.
RAINER HERING (Schleswig) nahm die liturgische Bewegung innerhalb der
evangelischen Kirche in den Blick. Er unterschied zwischen einer
älteren, kulturprotestantisch ausgerichteten und einer
jüngeren liturgischen Bewegung, die nach 1918 in verschiedenen
Strömungen entstand. Zu diesen Gruppierungen, die auf eine
Erneuerung des Gottesdienstes aus der Verbindung von Wort und Sakrament
hinstrebten, zählten nach Hering die Berneuchener Bewegung und die
1931 aus ihr hervorgegangene Michaelsbruderschaft. Anhand des Berneuchener Buches (1926), zu
dessen 70 Unterzeichnern auch der religiöse Sozialist Paul Tillich
und der spätere Führer der radikalen Deutschen Christen
Thüringens, Siegfried Leffler, gehörten, arbeitete Hering das
Ziel der Bewegung heraus. Dieses habe in der Schaffung einer
gemeinschaftsstiftenden „evangelischen Form“ in Kultus und Kirchenbau
bestanden sowie einem „evangelischen Werk“, das in dem Ziel der
„Heiligung des Volkes“ völkisches Denken aufgriff. Dieses
völkische Gedankengut und die beispielsweise von Wilhelm
Stählin vertretene Reichsideologie schufen Möglichkeiten zur
Legitimation nationalsozialistischer Praxis.
Eine besondere Rolle spielte in der evangelischen Liturgischen Bewegung die Stärkung des Gruppengefühls durch das Herausstellen der Form und der Erlebnischarakter der Liturgie.
LUCIA SCHERZBERG (Saarbrücken) beleuchtete das heterogene
Phänomen der „liturgischen Erneuerung“ in der
römisch-katholischen Kirche, das sich vom ausgehenden 18.
Jahrhundert bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in eine
aufklärerisch-vernunftorientierte und eine romantisch-restaurative
Strömung teilte – u.a. erkennbar an der Fokussierung auf die
Volks- bzw. die Kultsprache. Die „liturgische Bewegung“ im engeren
Sinne, die unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg begann, sei in den
1920er Jahren eng mit der Verarbeitung des Kriegserlebnisses verbunden
worden. Scherzberg griff mit dem Laacher Benediktiner Odo Casel, dem
Innsbrucker Jesuiten Josef A. Jungmann und dem Orientalisten und
Nicht-Kleriker Anton Baumstark drei Protagonisten der Bewegung heraus.
Casels Liturgieverständnis sei von der inhaltlichen und formalen
Analogie zwischen christlicher Liturgie und hellenistischen
Mysterienkulten geprägt. Jungmann entwerfe „Formgesetze der
Liturgie“, die spätere Entwicklungen auf eine Urform
zurückführten und eine innere Übereinstimmung von
liturgischer Form und theologischem Grundschema behaupteten. Baumstark
orientiere sich an Naturwissenschaften und Komparatistik und vergleiche
die „Evolution“ der liturgischen Formen mit sprachlichen und
biologischen Entwicklungsprozessen, deren Gesetzmäßigkeiten
auf empirischem Wege ermittelt werden könnten. (vgl. das sog.
„Baumstarksche Gesetz“). Abschließend wies Scherzberg auf die
Verbindungen zwischen liturgischer Bewegung und Nationalsozialismus hin.
UWE PUSCHNER (Berlin) widmete sich der Frage nach „Form“ und „Gestalt“
in der neuheidnischen Religion. Trotz der oftmals verallgemeinernden
Betrachtungsweise des „Neuheidnischen“ könne man ein sehr
heterogenes Geflecht an unterschiedlichen religiösen
Organisationen beobachten. Diese zeugten zwar von vielen
Gemeinsamkeiten wie der Ablehnung des Christentums als oktroyierter
„artfremder“ Religion, v.a. in Hinblick auf „Form“ und „Gestalt“ sei
jedoch von einer Vielfalt auszugehen, welche sich vornehmlich im ersten
Drittel des 20. Jahrhunderts bemerkbar mache. Puschner stellte
beispielhaft die „Deutschgläubige Gemeinschaft“ und die
„Germanische Glaubens-Gemeinschaft“ vor, die sich in ihrem
Verständnis von Liturgie und Riten deutlich unterschieden.
Während diese nach einer Festschreibung suchten und
Kultstätten und –personal kannten, lehnten jene eine solche
Reglementierung sowie Tempel und Priester ab und überließen
die Gestaltung des Rituellen den einzelnen Gemeindemitgliedern.
Entsprechend bildete die Germanische Glaubens-Gemeinschaft eine
hierarchische, die Deutschgläubigen eine organische Struktur aus.
Ziel der Tagung war es, die Diskurse über Form, Gestalt und Stil
in der Zwischenkriegszeit historisch und systematisch zu betrachten. In
einem Vergleich der Beschreibungen und Verwendungen der drei Begriffe
können Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten sowie
Selbstverortungen der Autoren und intendierte bzw. tatsächliche
Wirkungen festgestellt werden. Drei Ebenen, die sich alle gegenseitig
beeinflussen, sind zu unterscheiden: die Ebene der Wörter, des
Sinns und der Kontexte. Zum Wortfeld „Form, Gestalt und Stil“
gehören Ganzheit und Vielheit, Ordnung und Unordnung, Gemeinschaft
und Individualismus, Natur und Kultur, Struktur, Symbol sowie Erlebnis.
Als Kontexte müssen die historische Situation, Biographie, Alter,
sozialer Ort und soziale Herkunft, Nationalität, Religion,
politische Ausrichtung und Weltanschauung berücksichtigt werden.
Gemeinsam ist den meisten betrachteten Personen und Gruppen, dass sie
in besonderer Weise „Jugend“ thematisieren oder sich an die junge
Generation richten, also auf die Zukunft hin orientiert sind.
In der Diskussion wurde die Frage, warum die Diskurse um Form, Stil und Gestalt gleichzeitig und in den verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen auftauchen, mit der Sehnsucht nach Heilung in einer als „zerrissen“ oder „formlos“ empfundenen Zeit beantwortet. Anknüpfend an die Heilungsthematik wurde auch der theologische Ertrag der Vorträge diskutiert, der sich in der Frage nach der Relevanz der Begriffe von Form, Gestalt und Stil für geschichtstheologische Konzeptionen bündelte. Darüber hinaus verdeutlichte besonders das Gedankengut der liturgischen Bewegung den Gemeinschafts-Aspekt dieser Konzepte.
Weiterführend wurde darauf hingewiesen, dass im Anschluss an die Tagung Wirkung und Rezeption der Ideen untersucht werden könnten sowie die Frage nach der Beteiligung von Frauen in diesen männerdominierten Konzepten und Diskursen über Form, Gestalt und Stil.
Konferenzübersicht
1. Tagungsschwerpunkt: Morphologien und Stile
Gregor Taxacher (Köln): Mussolini als Vollstrecker der
abendländischen Spät-Gestalt. Oswald Spenglers
Kultur-Morphologie zwischen Melancholie und Politik
Nicolas Berg (Leipzig): „Wirtschaftsstil“ – Zur historischen Semantik
eines ökonomischen Deutungsbegriffs (Dieser Beitrag musste
aufgrund einer Erkrankung kurzfristig entfallen. Der Vortrag wird
jedoch im Tagungsband veröffentlicht.)
Karol Sauerland (Warschau): Der Begriff des Denkstils bei Ludwik Fleck
Martin Papenbrock (Karlsruhe): Von der „radikalen Gestaltung“ zur
„guten Form“. Die Semantik der Sachlichkeit im Produktdesign der 1920er
Jahre, der NS-Zeit und der frühen Nachkriegsjahre
Yvonne Al-Taie (Kiel): Stil und Gestalt als anthropologische Begriffe
bei Wilhelm Worringer, Adolf Loos und Martin Buber
2. Tagungsschwerpunkt: Gestalt
Norbert Andersch (London): Gestaltpsychologische Ansätze in der
Psychiatrie in den 20er und 30er Jahren
Carsten Heinze (Schwäbisch-Gmünd): Hans Volkelt, die sog.
Leipziger Schule und der Begriff der Ganzheit
3. Tagungsschwerpunkt: Form
Ina Ulrike Paul (Berlin/München): „... jedes Volk in Form
gebracht“. Abendlandideologie und Reichseuropa im Denken des Prinzen
Karl Anton von Rohan
Michel Grunewald (Metz): „Form“ und „Gemeinschaft“ in der Ideologie der
Action française
Rainer Hering (Schleswig)/ Lucia Scherzberg (Saarbrücken):
„Liturgische Form“. Die Liturgische Bewegung in der evangelischen und
der katholischen Kirche
Uwe Puschner (Berlin): „Form“ und „Gestalt“ neuheidnischer Religion,
Organisation und Riten. Kontroverse, Debatten und religiöse Praxis
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