Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder

Im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2024 sorgte eine Umfrage der ARD für Aufsehen, wonach 21 Prozent der Befragten ‚es besser fänden, wenn wieder mehr Spieler mit weißer Hautfarbe in der deutschen Nationalmannschaft spielen würden‘.

Dass SportlerInnen, die sich als deutsche StaatsbürgerInnen verstehen und deren Religionszugehörigkeit in keinem Zusammenhang mit ihrer Leistung steht, mit Diskriminierungen aufgrund von Diversitätskriterien konfrontiert werden, ist eine nach wie vor aktuelle Erfahrung. In besonderem Maße mussten dies aber auch Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus erfahren. So wurden jüdische SportlerInnen systematisch aus ihren Vereinen ausgeschlossen. Sie hatten bis dahin maßgeblich zu deren Erfolgen beigetragen und in ihnen einen sicheren sportlichen und sozialen Lebensmittelpunkt gefunden, der nun verloren ging. Oft war dies nur der erste Schritt vor dem sozialen Tod durch Flucht und Vertreibung oder dem physischen Tod in den Konzentrationslagern.

Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit von Sport- und Fußballvereinen und der Umgang mit ihren jüdischen Mitgliedern ist aufgrund mangelnder Bereitschaft, aber auch aufgrund von Quellenverlusten ein noch weitgehend unbearbeitetes Feld. Auf der Grundlage des sensationellen Fundes der vollständigen Mitgliederkartei von 1928 bis 1955 und weiterer Recherchen konnte Bernd Siegler in seinem Buch „Heulen mit den Wölfen. Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder“ eine entsprechende Studie für den ‚Glubb‘ erstellen. Darin zeichnet er die Biographien der ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder nach, um ihnen posthum ihren Platz im Verein zurückzugeben und sie als integralen Bestandteil der FCN-Geschichte bekannt zu machen.

Clemens Weißenberger hat das Buch für theologie.geschichte rezensiert und hebt die Einzigartigkeit des Werkes in seinem Umfang sowie seine Bedeutung für das Engagement gegen Antisemitismus und Diskriminierung in Stadion und Gesellschaft hervor. Lesen Sie mehr: https://theologie-geschichte.de/ojs2/index.php/tg/article/view/1319