Ist Berlin das neue Weimar? Von Andrea Nguyen Ist Berlin das neue Weimar? Müssen wir befürchten, dass rechtpopulistische Kräfte innerhalb Deutschlands so sehr an Macht gewinnen, wie dies zur Zeit der Weimarer Republik der Fall war? Wen diese Frage umtreibt, hatte die Chance, sich am 5. November 2018 in der Podiumsdiskussion ‚Die Krise der Weimarer Republik und die Machtergreifung der NSDAP‘ (Universität des Saarlandes) ein schärferes Bild zu zeichnen. Vier Experten und eine Expertin der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus, Prof. Dr. Michel Grunewald (Metz), Prof. Dr. Rainer Marcowitz (Metz), Prof. Dr. Lucia Scherzberg (Saarbrücken) und Prof. Dr. Jérôme Vaillant (Lille), eröffneten ausgehend von ihren Forschungen verschiedene Perspektiven auf die ‚Krise‘ der Weimarer Republik und luden zum Mitdiskutieren ein. So facettenreich und differenziert die angebotenen Zugänge zum Veranstaltungsthema ausfielen, so sehr kristallisierte sich eine Frage als die dringlichste heraus: Kommt es zu einer vergleichbaren Entwicklung wie in der Weimarer Republik? Die Diskutanten und die Diskutantin waren sich darin einig, dass die heutige Demokratie wie die der Zwischenkriegszeit (1918 bis 1933) geschwächt ist und daher populistische Kräfte zunehmend an Anhängern gewinnen. Allerdings legitimiere dies nicht zu einer Gleichsetzung beider Demokratiekrisen: Während sich die Weimarer Republik von den Auflagen des Versailler Friedensvertrags und den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise nicht erholen konnte, sowie einen Mangel an überzeugten Demokraten beklagen musste, habe die derzeitige Demokratie in Deutschland mit der Skepsis vieler Bürger gegenüber Europa und der Migrationspolitik zu kämpfen, besitze aber viele überzeugte Demokraten. Können wir also beruhigt sein? Die Differenzen im Vergleich Weimar – Berlin dürften, so die Forscher_in, nicht zu dem Glauben verleiten, dass es nur den Weimarer Weg gebe, der zu einer Zerstörung der demokratischen Grundlagen eines Gemeinwesens führen kann. Wenn von Seiten der Studierenden, Lehrkräfte und Universitätsangehörigen keine entscheidende Auseinandersetzung mit den Gefahren durch antidemokratische Kräfte stattfinde, gebe die Akademikerschaft ihre politische Verantwortung ab.
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