‚Das Bild Willi Grafs als von Anfang an oppositioneller, religiös motivierter Widerstandskämpfer ist ein Konstrukt, das der Quellenlage nicht standhält.‘ Zu diesem Schluss gelangt August H. Leugers-Scherzberg in seinem final Paper „Willi Graf (1918-1943) und sein Entschluss zum aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Lichte seines Nachlasses“. Wesentlich mitgezeichnet wurde dieses Bild durch die bisher erschienenen Quelleneditionen. Deren Entstehungsgeschichten, die Interessen, die mit deren Herausgabe verbunden waren, sowie darin getätigte, das Gesamtbild verzerrende Auslassungen werden von Leugers-Scherzberg in seinem wesentlich überarbeiteten Aufsatz offengelegt. Durch die Auswertung der Nachlässe von Willi Graf und seiner Schwester Anneliese Knoop-Graf, die federführend an der Entstehung des popularisierten Wiili-Graf-Bildes beteiligt war, wird nachgezeichnet, dass nicht Grafs familiäre und kirchliche Prägung zu seinem Eintritt in den Widerstand führten. Auch weitere „Dispositionen zu einer oppositionellen Haltung zum NS-Regime“, wie die Ablehnung der antikirchlichen NS-Politik, das Sehnen nach Gemeinschaft oder militärische Erlebnisse und Mitgefühl mit den von deutschen Kriegsgräuel betroffenen Menschen in Russland hätten nicht ausgereicht, um Graf zu einem Eintritt in den aktiven Widerstand zu bewegen. Es war der Einfluss Hans Scholls, der ausschlaggebend war. Lesen Sie den ganzen Aufsatz: https://theologie-geschichte.de/ojs2/index.php/tg/article/view/1269/1636 |