Flüchtlingsaufnahme als Identitätsfrage

Wie agierte der Protestantismus in den bundesrepublikanischen Debatten um die Gewährung von Asyl zwischen 1949 und 1993? Wie wurden Fluchtmotive beurteilt und kategorisiert? Wie wurde politisch Einfluss genommen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Dissertationsschrift Jonathan Spanos‘ ‚Flüchtlingsaufnahme als Identitätsfrage. Der Protestantismus in den Debatten um die Gewährung von Asyl in der Bundesrepublik (1949-1993)‘.

Dazu untersucht der Autor die Debatten um DDR-Flüchtlinge in den 1950er Jahren, um Flüchtlinge aus China, Vietnam und Chile in den 1970er Jahren, Asyldebatten der 1980er sowie solche um den Asylkompromiss 1993. Es wird analysiert, ob und wann Einsatz für Flüchtlinge mit einer religiös-theologischen oder eher mit einer rechtlich-politischen Argumentation gefordert und begründet wurde, wie gängige negative Flüchtlingsstereotype zu dekonstruieren versucht wurden und ob auch dies mit problematischen Stilisierungen und Funktionalisierungen einherging. Auch die Frage, ob dieses Wirken mit einer Kritik am staatlichen Aufnahmeregime einherging, sowie die Konfrontation mit Ablehnung durch konservative Kreise innerhalb des Protestantismus, mit zunehmenden Forderungen nach einer restriktiveren Asylpolitik und mit xenophoben Tendenzen kommen in den Blick.

Lesen Sie die Rezension des Buches durch Felix Teuchert, der eine „insgesamt sehr überzeugende Studie“ erkennt: https://theologie-geschichte.de/ojs2/index.php/tg/article/view/1268/1635