Die Sportwissenschaft weigert sich, „den Sport“ in Konzentrationslagern als Teil ihrer Disziplin zu betrachten. Die Begründung: dieser Art von Sport könnten in einem derartigen Kontext keine intrinsischen Motive zugesprochen werden, die auf Regeln, Freiwilligkeit, Gesundheitsförderung und Gemeinschaft aufbauen. Veronika Springmann widmet sich in ihrem Werk „Gunst und Gewalt. Sport in nationalsozialistischen Konzentrationslagern“ der Frage, welche Motive grundsätzlich mit Sport, auch in einem militärischen Kontext, vor und während des zweiten Weltkrieges verbunden wurden. Dabei betrachtet sie Aspekte, wie die hegemoniale Männlichkeit, Macht- und Überlegenheitsdemonstration gleichermaßen wie Disziplinierung, Züchtigung und Gewaltausübung. Sie macht deutlich, dass „der Sport“ im KZ sowohl als Legitimationsmuster für grausame Tötungsdelikte genutzt wurde als auch eine Stärkung der eigenen Identität von Häftlingen oder sogar deren Überlebenschance bedeuten konnte. Ralf Schäfer setzt sich in seiner Rezension kritisch mit dem Werk auseinander und gibt einen Überblick über die verschiedenen Dimensionen von Sport, die Veronika Springmann treffend herausfiltert. Er regt dazu an, neben der Dimension von Gewalt bei „Sport“ im KZ auch die gewalttätigen, antisemitischen und rassistischen Tendenzen militärischer Züchtigung kontextuell miteinzubeziehen. https://theologie-geschichte.de/ojs2/index.php/tg/article/view/1209/1399 |