Nationalistische Protestanten? Einblicke am Beispiel der schleswig-holsteinischen Pastoren der NS-Zeit

Helge-Fabien Hertz

Abstract


Wie positionierten sich Pastoren im ‚Dritten Reich‘ zum Konzept des Nationalismus? Der vorliegende Beitrag geht dieser Frage anhand aller 729 Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins während der NS-Zeit nach. ‚Volk‘ und ‚Vaterland‘ erwiesen sich als zentrale Kategorien des Pfarramtes, wie es insbesondere in der Verkündigung erkennbar wurde. Hierin lag eine Verbindungslinie zur NS-Weltanschauung begründet, in der das rassisch definierte ‚deutsche Volk‘ zentraler Dreh- und Angelpunkt war. Um die mannigfaltigen Bezugnahmen der Pastoren auf die Konzepte ‚Volk‘ und ‚Vaterland‘ präzise analysieren zu können, wurde zwischen verschiedenen Inhaltsbereichen unterschieden, von denen einer beispielhaft ausgeleuchtet wird: ‚Nationalismus‘, verstanden als relationale Überhöhungen des eigenen ‚Volkes‘. Häufige Motive waren die Propagierung eines über die eigenen Reichsgrenzen hinausgehenden Volksbegriffs, die Vorbereitung und Begleitung volkstumspolitischer Maßnahmen des NS-Staates sowie deren nachträgliche Glorifizierung. Etliche Pastoren bedienten diese und weitere Motive in ihrer Verkündigung – auch etliche Mitglieder der Bekennenden Kirche. Gegenstimmen blieben die Ausnahme. Besonderes Gewicht erhält dieser Befund vor dem Hintergrund des pastoralen Amtseinflusses: Geistliche fungierten als Multiplikatoren in Bezug auf gesellschaftliche Mentalitäten.

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DOI: https://doi.org/10.48603/tg-2022-art-1

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