Von Andrea Nguyen
Hajo Bernett (1921-1996) kann als Riese der Sporthistoriographie bezeichnet werden. Als einer der ersten erforschte er nicht nur breitgefächert die Strukturen des NS-Sports wie auch dessen Instrumentalisierung durch das Regime, sondern legte auch als enfant terrible unter den zeitgenössischen Sportwissenschaftlern frei, inwiefern manche etablierte Kollegen sich selbst und den Sport nach Ende der NS-Herrschaft reinzuwaschen bemühten.
Der Historiker Ralf Schäfer bespricht in einer Rezension für theologie.geschichte ausführlich eine Sammlung von sechzehn Aufsätzen Bernetts zu Sport und Nationalsozialismus, die von Berno Bahro und Hans-Joachim Teichler herausgegeben worden sind. Schäfer vermisst einführende Erläuterungen, die die Aufsätze kontextualisieren. Die Herausgeber provozierten damit beispielsweise den Irrtum, dass Bernetts Aufsätze den aktuellen Forschungsstand widerspiegeln, und sie machten nicht deutlich, gegen welche Widerstände er sich in wissenschaftlichen und organisatorischen Kreisen des Sports durchsetzen musste. Schäfer setzt sich auch mit dem Vorwurf der Herausgeber auseinander, die Geschichtswissenschaft habe sich zu wenig mit der Geschichte des Sports im Nationalsozialismus befasst. Dabei gibt er einen informativen Einblick in einschlägige Forschungsarbeiten zu dieser Frage und formuliert Desiderate an die Sportwissenschaft. Die Rezension finden Sie unter http://universaar.uni-saarland.de/journals/index.php/tg/article/view/1108/1153 |